44 Fußballbeine rasten hin und rasten her

Frosch

Also haben wir uns gestern im Private Rudel-Viewing dieses Fußballspiel der Spiele, das Champions League Final angesehen, das früher „Europapokalendspiel“ hieß und dessen Eintrittskarten man auch als Studierender mit begrenzten Mittel noch bezahlen konnte.

Bei erhöhter Luftfeuchtigkeit – innerlich wie äußerlich – haben wir zugesehen, wie ein französischer Knochensack namens Ribery über die Rasenfläche geschubst, getreten und gekullert wurde, wie der Knochensack wild um sich schlug und schimpfte und trotzdem keine Rote Karte zu sehen bekam. Und dann haben wir auch gesehen, wie der Herr Lewandowski zwei seiner Stiefelstollen in der Wade von Herrn Boateng stecken hat lassen und wegen der fehlenden Noppen hinterher kaum mehr Tritt auf dem Rasen finden konnte, obwohl auch er weiterlaufen durfte und ihm keine Rot gezeigt wurde. Ich glaube ja, dass der Schiri seinen roten Karton zu Hause in Italien vergessen hatte. (Aber sagt das bitte nicht weiter, sonst wiederholen die das Spiel womöglich noch.)

Außerdem haben wir mehrere Jüngelchen in Biene-Maja-Kostümen weinen sehen und in Bolschewikenrot gekleidete Menschen Urlaute ausstoßen hören, für die es keine Übersetzung in irgendeine Sprache der Welt gibt. Wir haben uns angesehen, wie ein bekennender Steuersünder namens Heoneß einen Silberpokal in die Luft halten durfte; zum vierten Mal in seinem Leben übrigens, wie Daumenakrobaten noch während der Siegesfeier ergoogelten. Schließlich haben wir dabei zugesehen, wie ein paar der Bolschewiken auf dem Rasen einen rüstigen Rentner in Anzug und Krawatte in die Höhe warfen, und der Mann beim Auffangen beinahe auf den Boden geprallt wäre wie ein Fallschirmspringer ohne Schirm.

Der Rentner hat mir übrigens am besten gefallen an diesem Abend. Dieser Herr Heynckes. Wie ein kleines Kind hat der sich gefreut, trotz (oder vielleicht sogar wegen?) seiner 68 Jahre. Dem Heynckes gönn ich diesen Triumph, denn den hat er sich verdient wie kein anderer. Und ich wünsch ihm alles Glück und das krönende Pünktchen auf dem Erfolgs-i am 1. Juni im Olympiastadion in Berlin, wenn sein FC Bayern versuchen wird, die Stuttgarter Kicker – natürlich die ohne das Schluss-s – im deutschen Pokalfinale zu besiegen. Wenn das gelingt, wird der eine oder andere Bonze in den Vereinsetagen heimlich und vielleicht sogar unheimlich mit den Zähnen knirschen vor Ärger und vor Missgunst und vor Scham.

Genau das wünsche ich dem Jupp Heynckes. Wenn es am schönsten ist, soll man gehen. – Und genau das taten wir heute in den frühen Morgenstunden, als der Regen die Feuer gelöscht hatte und der Wein alle war.

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