Tagebuchblog der Sommerwochen

Erste Woche: Endlich wieder Regen! Was für eine Freude, die Tropfen im Gesicht zu spüren. Der lange warme Winter ohne Niederschläge hat meine Seele eintrocknen lassen. Ich bin so glücklich, einfach nach oben in den Himmel zu sehen und den Regen mein Gesicht benetzen zu lassen. Es heißt, morgen soll es auch noch regnen; wie schön!

Zweite Woche: Heute hat es schon wieder geregnet. Schon eine ganze Woche lang hat es nicht aufgehört. Ein paar Leute beschweren sich schon über den Regen. Ich verstehe sie nicht. So ist nun mal unser Klima; es lebe der Schnürlregen!

Dritte Woche: Es regnet und regnet und regnet. Das kann nicht mehr normal sein. Der Wettermann im Fernsehen sagt aber, es würde in ein paar Tagen aufheitern.

Vierte Woche: Es hört nicht auf zu regnen. Der Wettermann besteht darauf, dass irgendwann die Sonne herauskommen würde. Ich finde ja, der Kerl sieht hässlich aus.

Fünfte Woche: Der Wettermann wurde aus dem Fernsehprogramm genommen. Es heißt, sie hätten ihn eingeliefert. War ja auch absehbar.

Sechste Woche: Das Wetter ist wechselhaft; mal regnet es in dichten Schwaden, mal nieselt es, mal gibt es Gewitter und Sturm, Platzregen oder Graupelschauer.

Siebente Woche: Meine bessere Hälfte hat sich Gummistiefel gekauft. Mit Absatz. Sehr schick. Es war das letzte Paar, das sie hatten.

Achte Woche: Der Wasserhund des Nachbarn will die Rasse wechseln. Die anderen Haustiere im Viertel scheinen nichts mehr mit ihm zu tun haben zu wollen.

Neunte Woche: Ich erinnere mich nicht mehr, wie man den Regenschirm zuklappt. Eigentlich weiß ich gar nicht mehr, ob man ihn überhaupt schließen kann. Seit Monaten ist er ständig geöffnet. Habe ich ihn womöglich schon so gekauft?

Zehnte Woche: Langsam geht mir der Regen auf den Geist. Ich trinke ab sofort nur noch trockene Martinis und lasse morgens das Kölnisch Wasser weg.

Elfte Woche: Im Völkerkundemuseum gibt es eine Ausstellung über Badehosen und -anzüge. Es heißt, es handle sich dabei um Kleidungsstücke, die man in früheren Jahren während der Monate Juni, Juli und August trug. Ich kenne niemanden, der sich daran erinnern würde.

Zwölfte Woche: In den Freibädern werden die Duschen abmontiert. Ihr Zweck erschließt sich den Besuchern nicht.

Dreizehnte Woche: Meine bessere Hälfte und ich werden noch ein Kind bekommen. Es wird ein Junge; wir werden ihn Noah nennen.

Vierzehnte Woche: Heute musste ich meiner Tochter die Wahrheit sagen, sie ist jetzt alt genug, sie zu ertragen. – „Die Sonne existiert nicht. Sie ist eine Erfindung der Erwachsenen, ein Märchen für die Kleinen.“

Fünzehnte Woche: Heute ist Herbstanfang. Wir freuen uns alle schon auf den ersten Schnee.

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