An der Wahlurne

„Hören Sie! Sie müssen am Sonntag zur Wahl gehen! Unbedingt!“
„Wieso? Was habe ich davon?“
„Na, wenn Sie nicht wählen, dann vergeben Sie Ihre Chance zur Mitgestaltung der Zukunft Deutschlands!“

Dann gehe ich eben am Sonntag ins Wahllokal, auch wenn es dort überhaupt keine Getränke gibt. Oder wenigstens keine anständigen. Auf den laschen Kaffee aus der Thermoskanne des Wahlhelfers verzichte ich. Vielleicht sollten wir eine Flasche Schampus mitnehmen? Um nach dem Kreuzeln auf die Zukunft Deutschlands anzustoßen?

Aber wo soll ich bloß meine Kreuzchen setzen?

Die Union verbietet sich von selbst. Sesselklammerer, Wendehälse, Aussitzer haben in den zurück liegenden Jahren unerträgliche Ignoranz gegenüber wichtigen gesellschaftlichen Themen bewiesen. Das Leistungsschutzgesetz und die Haltung zur NSA-Affaire sind nur die allerletzten Ausprägungen fehlender Strategie und nicht existierenden Gespürs für gesellschaftliche Notwendigkeiten. Frau Merkel hat außer Machterhalt keine Ziele, ihre Methode des Nichtregierens ist eine einzige Katastrophe; und Herr Seehofer ist ein unerträglicher, arroganter Opportunist.

Die FDP?

Dummerweise bieten aber auch die sonstigen sogenannten „etablierten Parteien“ keine vernünftig begründbaren Alternativen. Ich habe sogar ernsthaft über die Partei der Nichtwähler nachgedacht. Die steht bei uns aber gar nicht auf dem Stimmzettel. Also „Die Partei“ als Abstraforganisation gegenüber den Politignoranten jeglicher Grundfarbe?

Nein, das ist mir zu albern. Sarkasmus im Angesicht einer Urne liegt mir nicht.

Also doch lieber den Sekt vor dem Lokal austrinken und wieder nach Hause gehen? – Nee, wo ich doch schon mal hier bin …

~

Der Wahl-O-Mat, den ich mit meinen persönlichen Themenpräferenzen gefüttert habe, empfiehlt mir die Grünen und die Piraten. Und tatsächlich sind mir beide thematisch gar nicht so unsympathisch. Aber dann denke ich wieder an die Chance zur Mitgestaltung und muss leider einräumen, dass beide in unserem Wahlkreis völlig chancenlos sind. Meine Erststimme an grün oder orange wäre also todsicher verloren.

Dann machen wir das also so: Erststimme an die SPD, denn alles – na ja, fast alles – ist besser als die Union. Trotz Steinbrück. Und die Zweitstimme an die Grünen, denn ich stelle mir vor, dass die Merkelwürdige mit einem grünen Koalitionspartner die größten Schwierigkeiten hätte, weiterhin so planlos durch die deutsche Zukunft zu driften.

Ach ja, da wäre ja auch noch die hessische Landtagswahl. Hier setze ich dann mal voll auf die Piraten. Laut Sonntagsfrage zur Wahl haben die sogar eine kleine Chance, in den Wiesbadener Landtag einzuziehen. – Ahoi!

Zittere, Deutschland, vor meinen Kreuzchen!

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