Adventskranzhebamme

Die Zeit der Christbaumfledderei ist wieder da. Das Fest der Feste ist durch, statt Parfumwerbung dominieren jetzt wieder Diätempfehlungen die Litfaßsäulen und Werbeclips. Und am kommenden Wochenede kommt bei uns die Stadtreinigung und holt die Baumleichen ab. Es gibt ja Menschen, die ihre entkerzten und entkugelten Bäumchen an Tierparks abgeben, weil sie dort als Futter und Spielzeug noch gute Dienste leisten. Andere recyceln die Baumreste zu Küchengeräten.

Bei Wortmischers gab es aus Gründen diesmal gar keinen Baum. Nur der Adventskranz hing noch im Wohnzimmer, als wir zu Silvester wieder nach Hause kamen. – Dieser Adventskranz, den die Schmerzdame Mitte November eigenhändig gebunden hatte, der aber mittlerweile trocken wie Zunder war und bei jedem Vorbeigehen vor Schreck Nadeln abwarf.

Man möchte meinen, das Entsorgen eines kleinen Kranzes sei rasch getan: Kerzenstumpen und Deko runter, Diskusweitwurf auf den Baumstapel für die Stadtreinigung!

Aber mitnichten. Die Schmerzdame hatte schließlich Stunden damit zugebracht, Tannenzweige mit Draht auf einen Strohkranz zu binden. Den Strohkranz hätte sie nun gerne wieder. Also muss mühsam „entbunden“ werden, was zuvor angebunden wurde. – So entstand die Tätigkeit der Adventskranzhebamme*, einer speziellen Berufsuntergruppe der Entbindungshelfer, sowie in der Folge ein schickes Abwicklungsobjekt aus Blumendraht.

Ist das Kunst oder kann das weg?
Ist das Kunst oder kann das weg?

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*) Gibt es auch männliche Hebammern?

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