Weabung!

Ich bin ein ausgeglichener Mensch, der in den meisten Situationen des Lebens eine ausgeprägte Laissez-faire-Einstellung vertritt. Aber ab und zu treibt die Werbeindustrie selbst meinen Puls von den üblicherweise gefühlten 35 Pulsschlägen hinauf auf herzkranzgefährdende 180, selbst wenn ich bewegungsarm in Sesseln oder auf Sofas verharre. Zuletzt war dies der Fall beim Herrn Saidäbachä im vergangenen Herbst.

Seither steigen die Außentemperaturen und offensichtlich auch der Blutdruck der Werbefuzzis. Deren zuletzt zu beklagende Fehlleistungen finden sich in der Radiowerbung, in der neuerdings auf die Verwendung des Konsonanten r verzichtet wird.

Kennen womöglich auch Sie die Spots des Discounters Lidl? Die da beginnen mit der Begrüßung „Mein Name ist Samstag. Supa-Samstag.“
Vorgetragen von einer Männerstimme, der man die 007-Assoziation anfangs sogar noch abnehmen würde. Dann aber folgt Belangloses – wie denn auch nicht? -, und die Spots enden im testosterongeschwängerten Ausruf: „Nur bei Lidl!“
Leider driftet der Sprecher im Laufe seiner Tirade aussprachlich derartig ins Assi-Milieu ab, dass sich sein Schlusssatz anhört wie Feldwebel mit zwei Promille im Blut: „NU-ah bai LLLiehl!!!“

(Konsequenz: Seither meide ich die nahe gelegene Lidl-Filiale und fahre lieber fünf Kilometer weiter zu Aldi. Ich bringe es nicht übers Herz, mein Geld einem Konzern in den Allerwertesten zu pusten, der sich bewusst auf Proll-Niveau begibt, um vermeintlich die Zuhörer zu fesseln. Nee, NU-ah nich‘ bai LLLiehl!)

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Platz zwei der Unternehmen mit ausgeprägter r-Schwäche belegt ein Dienstleister, der sich der Reparatur von Steinschlagschäden in Frontscheiben von Automobilen verschrieben hat. Die Firma Carglass wirbt im Radio mit einer klebrig klingenden Frauenstimme, die den Kfz-Werkstätten Kunden mit der Kompetenzbehauptung abspenstig machen möchte, Carglass sei der ausgewiesene Profi.
Leider versaut die Sprecherin den Firmennamen aus dem Englischen in einer Weise, die mir jedes Mal ein Grinsen auf die Lippen zaubert. Bei ihr heißt der Autoglasprofi nicht „Car“ mit dem bekannten eingezuzelten r der Anglophonen und auch nicht „Gläss“ oder „Glass“ für die zweite Worthälfte, sondern merkwürdig vernuschelt im Gesamten: „Kaggles“. Ganz ohne hörbares r.
Mit Verlaub, aber das klingt in meinen Ohren eher wie die Bezeichnung für Exkremente eines Rehkitzes oder eines Karnickels. Und ich lass mir doch nicht die Autoscheibe mit den Kackbohnen von Wildtieren zukleistern!

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Leute, lernt sprechen und würdigt die 26 Buchstaben unseres Alphabets!

2 Kommentare

    1. Sehr schlau, solange es noch keine Adblocker für Radio gibt :-(
      Aber andererseits: Worüber sonst sollte ich mich aufregen? :-)

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