Das Textduell

TextduellEiskübelherausforderung war gestern. Heute nominiert der Wortmischer zwei Texter, die über das gleiche, vorgegebene Szenario aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln schreiben sollen. Diese Idee entstand in den Tiefen der Kommentare im Teestübchen Trithemius und wird nun folgendermaßen umgesetzt:

A) Das Szenario

Chemnitz, April 2016, früher Samstagabend, kurz vor sieben. Pascal (ca. 35, 172cm) betritt die Galerie Zirngiebel, nachdem er an der Tür seine persönliche Einladung zur Vernissage der ihm unbekannten, aber in der Presse als großes Talent angekündigten Künstlerin Moina Hillimer vorgezeigt hat. Im Eingangsbereich der großzügig angelegten Galerieräume stehen Tische mit reichlich Schnittchen und Sekt, im hinteren Bereich hängen großformatige Bilder. Es sind mehrere Personen anwesend, eine von ihnen ist mit Sicherheit Moina Hillimer. Die Galerie ist jedoch alles andere als überfüllt. Vor einem der Werke steht betrachtend Elli (ca. 40, 188cm).

Moderne Kunst

Schließlich bleibt Pascal hinter Elli stehen, die nach einer Weile seine Gegenwart spürt und sich zu ihm umdreht. Sie kennen einander nicht, keiner der beiden beginnt ein Gespräch mit dem anderen. Kurz nach zwanzig Uhr verlässt Pascal die Vernissage.

B) Die Regeln

  1. Einer der Texter übernimmt die Rolle von Pascal, der/die andere die von Elli.
  2. Beide Texter müssen sich an alle Details des vorgegebenen Szenarios halten.
  3. Keiner der Texter schreibt über seine eigene äußere Erscheinung (Kleidung, Figur, Frisur, …), das bleibt dem jeweils anderen vorbehalten, falls dieser sich überhaupt dafür entscheidet. Von dieser einen Einschränkung abgesehen darf man natürlich alles mögliche über sich selbst schreiben.
  4. Keiner der Texter ist beleidigt, falls ihn der andere womöglich unvorteilhaft in Szene setzt.
  5. Absprachen zwischen den Textern vor Veröffentlichung der beiden Geschichten gelten als unlauter und werden mit lebenslänglichem Karmaverlust bestraft. Die beiden Texte müssen unabhängig voneinander entstehen.
  6. Abgabetermin für die beiden Texte ist Montag, 11. April 2016, Punkt 14Uhr. Um diese Uhrzeit werden beide Texte hier verlinkt, und alle dürfen sie lesen, darüber lachen und diskutieren.

Wir werden sehen, ob dieser erste Versuch eines Textduells funktioniert, oder ob die Texter zum Beispiel völlig aneinander vorbeischreiben. Das Textduell ist ein Spiel, und wir wollen Spaß miteinander haben. – Ich bin gespannt!

C) Nominierung

Hiermit nominiere ich wie angekündigt Mitzi Irsaj für die Rolle der Elli und den Herrn Trithemius für die Geschichte aus Sicht von Pascal. (Ich bitte um zwei kurze Wortmeldungen, wenn ihr die Punkte A, B und C annehmt.)

Update, 11. April 2016, 14Uhr:

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Falls einer der Nominierten Lust verspürt, das Textduell-Logo zur Kennzeichnung seiner Geschichte zu verwenden, oder womöglich Blognachbarn einen Grafiklink auf das Textduell setzen möchten, dann mögen sie sich bitte bedienen:

200×200250×250275×275330×330

34 Kommentare

  1. Eine grandiose Idee, lieber Wortmischer!
    Aber Ihnen ist ein winziger Fehler unterlaufen. Sie haben das Alter der Dame und des Herrn vertauscht. Wie sollen sich die Nominierten da einfühlen können. ;)
    Gruß Heinrich

  2. Ich nehme die Herausforderung zu den genannten Bedingungen an, finde alles toll und klug überlegt, werde auch das kongeniale Logo gern verwenden, aber muss ich denn ausgerechnet Pascal heißen? Ich bitte um Zuteilung eines schlichteren Namens. Ach ja, Heinrichs Einwand trifft zu, oder soll der Gag sein, dass ich mit einer älteren Dame konfrontiert werde, die überdies größer ist als der kleine Kampfhahn Pascal?

    1. Der Name muss ja im Text gar nicht vorkommen, deshalb kann ich ihn auch gerne ändern. (Wünsche?) Nicht dass dieses unwichtige Detail gar noch eine Schreibblockade auslöst!

      Den Rest sollten wir schon so lassen. Es geht ja nicht um gegenseitige Betrachtungen von Jules und Mitzi, sondern um zwei fiktive Personen. Ich wäre jedenfalls sehr gespannt, wie Sie (beide) das lösen und was dabei herauskommt.

  3. Lieber Jules, ich fürchte wir haben weder bei den Namen noch bei den anderen Vorgaben mitzureden.
    Ich freue mich auf diesen Versuch und bin gespannt ob ich genau diese Aussage in ein paar Tagen schon bereue. Wenn ich nicht weiterkomme hole ich Heinrich in mein Team ;)

    Lieber Wortmischer…danke für diese schöne Idee.

    1. Liebe Mitzi,
      da ist mir doch gleich, als würden wir zur Musik des Kollegen Wortmischer vor Publikum ein Tänzchen aufführen. Es wird mir ein Vergnügen sein!
      Habe die Ehre und Handkuss!

    2. Ein schöner Vergleich, Jules.
      Ich lese eben erstmals im Detail welche Vorgaben der liebe Wortmischer gegeben hat. Um bei dem Bild zu bleiben….ich hoffe sehr, nicht aus dem Takt zu kommen.

  4. Eine sehr schöne Idee, die zur Umsetzung drängt! Ich gratuliere dem Herrn Wortmischer zu diesem Einfall.
    Ein bisschen kann ich als Leserschaft schon die Richtung ahnen, in die die Geschichte gehen wird. Solcherlei Texterei spielt häufig auf eine Art von Begegnung der beiden Portagonisten an, irgendwas unvorhersehrbares zieht die beiden aneinander an und meistens landen sie dann in einer stimmungsvollen Bar oder mit Stimmung in der Zweisamkeit, die die Einsamkeit der Nacht vertreibt. Ich tät mich wundern, wenn in der Geschichte, die uns am 11. April präsentiert wird, keine erotische Anziehung vorkommt!
    Oder anders gesagt, ich tät mich sehr wundern, wenn die beiden Protagonisten getrennte Wege gehen und sich nicht mehr wiedersehen, nachdem Pascal die Vernissage verlassen hat.

    1. Ich weiß nicht, ob Sie richtig liegen mit dieser Vermutung zum Ausgang des Textduells. Lassen wir uns überraschen!

      Mal sehen, ob diese erste Runde nach einer Wiederholung in einem anderen Szenario und anderen Teilnehmern schreien wird.

      (Andere Frage: Was machen Sie denn hier? Ist die Blogabstinenz schon beendet?)

    2. Eines habe ich bei meiner Arbeit für die Zeitung gelernt; man gibt es den Reportern mit auf den Weg, aber hier passt es auch: „Glaube niemals vorher zu wissen, was du sehen und erleben wirst.“

    3. Auf ihre Frage, ich bin hier zur Erholung. Zum Atem schöpfen. Zum Verweilen zwischen den Zeilen – wie Lya Luft, eine brasilianische Schriftstellerin, das einmal beschrieben hat.

      Zu Herrn Jules „Glaube niemals vorher zu wissen, was du sehen und erleben wirst.“
      Klar, ich weiß nicht, was mich/uns erwarten wird. Allerdings, wenn ich mich mit den beiden Autoren auseinandersetzte … ihre bevorzugte Art, die Welt zu sehen, ihre liebsten Blickrichtungen auf die Menschen und ihre Geschichte, der Bildungshintergrund der sich im Schreiben zeigt, die Themenwahl in den bisherigen Postings, da ergibt sich ein Bild, in welche Richtung und in welchen Stil das Textduell gehen könnte. – Aber gut ich lass mich überraschen! Möge das gelingen.

      Hoffentlich geht die Überraschung nicht in jene Richtung los, wie bei der Lesung, die ich vorige Woche besucht hatte. Da hatte ein Mann und eine Frau zusammengefunden, späte Liebe im Alter zwischen 50 und 60, und bei all der Verliebtheit ein Buch mit erotischen Texten geschrieben und zur Lesung geladen. Mir hat schon das Buch nicht gefallen. Die Lesung war noch schlimmer als ich mir angesichts des Buches erwartet hatte. Und das von jemand, der als angesehener Schuldirektor eine Schule leitet. Am Ende der Lesung war mir schlecht, von soviel Peinlichkeit, die ich da zu Gehör bekam.

      Möge das Textduell Gegenteiliges zutage bringen!

    4. Na, dann wünsche ich beste Erholung. Und was den spätlüsternen Schuldirektor angeht, habe ich unlängst die Geschichte des weltdümmsten Lehrers im Vermischten einer Radiosendung gehört:
      Der Mann, ein Schweizer, ließ seine Schüler eine Klausur schreiben & sah sich dabei Pornos auf dem Lehrerbildschirm an. Leider bemerkte er erst nachher, dass er versehentlich seinen Bildschirm per Beamer an die Wand übertrug.
      (Ist das Spätlüsterne also etwa ein Lehrerding?)

    5. Danke der guten Wünsche! Ja, ihr Blog wirkt erholsam auf mich. Gerade jetzt.

      Das Spätlüsterne eine Lehrerding? Ich will nicht generalisieren, Herr Wortmischer, da würden wir vielen wundervollen Lehrkräften unrecht tun. Das Spätlüsterne findet sich in allen Gesellschaftsschichten, und bei Mann wie bei Frau. Eine attraktive Kollegin, knapp über Sechzig, mit der ich manchmal bühnentechnisch durch die Lande unterwegs bin, … zu fortgeschritttener Stunde, neigt sie dazu, sich mit dem jeweiligen Tontechniker der Veranstaltung (den sie bereits am Nachmittag der Anreise zu umgarnen beginnt) und einem Glas Wein in einer schummrigen Ecke des Lokals zu verziehen. Am nächsten Morgen bedauert sie, so unausgeschlafen zu sein und die Nacht sei viel zu kurz gewesen … und die Füße täten ihr weh von den Pumps.
      Anscheinend sucht sie erotische Bestätigung, die sie durch das Flirten mit fremden Männern erhält. Seither verstehe ich besser, wieso manche Menschen so gerne reisen.

    6. Flirten zur Selbstbestätigung? Halte ich auf jeden Fall für äußerst legitim. Wieso auch nicht. (Wenn der attraktiven Kollegin hinterher die Füße weh tun, hat sie vielleicht etwas falsch gemacht ;-)

      In 16 Stunden wissen wir, was in der Galerie Zirngiebel passiert ist.

    1. Das machst du doch mit links, meine Liebe! Ich musste mich beeilen, weil ich heute das Radrennen Paris – Roubaix unbedingt anschauen will, und das dauert viele, viele Stunden.

  5. Frau Rosenherz vermutet, oder prophezeit, oder befürchtet, wie die Geschichte ablaufen wird.
    Im Gegensatz zu mir. Ich weiß, wie es abgelaufen ist, weil ich dabei war.
    .
    Als Zeitreisenspezialist habe ich mich in die Galerie Zirngiebel gebeamt und alles beobachtet. Aber selbstverständlich verrate ich nichts! Wer nämlich auf Zeitreisen den Lauf der Geschichte verändern will, oder Informationen in andere Zeiten transferieren will, bekommt lebenslanges Zeitreiseverbot. Schon der Versuch ist strafbar, auch wenn es sowieso nicht funktioniert. ;)

    Gruß Heinrich

    1. Sie sind mir ja direkt ein Schelm, mein lieber Herr Heinrich. Und das auch noch in der Nacht auf den entscheidenden Montag. Tz tz tz …

  6. Ja, da sind sie also die beiden Texte. Und das Experiment ist – nach meinem Geschmack zumindest – gelungen: Zwei sehr unterschiedliche Texte, die aber trotzdem recht gut zusammenpassen (abgesehen von einer kleinen inhaltlichen Differenz mit der Wortmeldung von Elli im Text von Trithemius).

    Zweimal lesen, oder dreimal. Dann hat man ihn drauf, den inneren Film, wie das Treffen von Elli und Pascal gelaufen ist. – Vielen herzlichen Dank, Ihr beiden. Das Textduell habt Ihr mit Bravour geschafft! Und ganz ohne Leichen …

  7. Vielen Dank für die grandiose Idee und Planung, lieber Wortmischer, und danke fürs Lob. Diese Sorte Blind date war mir ein Vergnügen. Mit ein bisschen mehr Einfühlungsvermögen hätte ich meinen Text Mitzis typischer Diktion anpassen können. Aber ich kann eben doch nicht aus meiner Haut. Die tollen Vorgaben kitzelten meine satirische Ader. Genau besehen habe ich mit dem letzten Satz gegen Regel 3 verstoßen. Aber was soll ich machen, da saß die Pointe ;)

  8. In der Hoffnung, dass Mitzi und Jules hier lesen, möchte ich meinen Kommentar nur hier schreiben. Warum? Ich möchte nicht werten und das Wort „Duell“ damit entkräften. Das würde mir schwerer fallen, wenn ich unter den jeweiligen Texten eine „Rezension“ schreibe, was mir sowieso nicht liegt.
    Erst einmal ein großes Danke an den Wortmischer für diese wunderbare Idee, die die Blogwelt sehr bereichert.
    Ein großes Kompliment an Mitzi und Jules, die beide auf einer wundervolle Art aus wenigen Vorgaben Geschichten gemacht haben, die nicht nur ein wiedererkennbares, plastisches Bild der Autoren wiedergeben, sondern ihre Gedanken auf eine Weise auf die Reise schicken, die mich als Leser treffen, berühren und mit meinen eigenen Gedanken zu dem Thema auf eine Art verknüpfen, die ich als sehr nachhaltig empfinde.
    Ich fühle mich wirklich so, als wäre ich dabei gewesen!

    Gruß Heinrich

    1. Gut gebrüllt, Heinrich! Ich kann das Gesagte nur unterstreichen, insbesondere den letzten Satz.

    2. Lieber Heinrich,
      vielen lieben Dank für Ihren schönen Kommentar. Eine schöne Idee, die beiden Texte nicht zu bewerten und hieretwas dazu zu schreiben.

      Und Sie waren doch dabei! Egal wie sehr Sie versucht haben, sich zu verstecken – ich habe Sie entdeckt. Natürlich bei den Schnittchen ;).

    3. Danke, lieber Heinrich für die aufmerksame Begleitung unseres literarischen Spiels. Wie ich las, haben Sie sogar eine Zeitreise in die Galerie Zirngiebel unternommen. Klar, dass Sie dann das Gefühl haben, dabei gewesen zu sein. Bei dieser Gelegenheit, was ich einen Zeitreisenden schon lange mal fragen wollte: Kann man sich, wenn man von einer Zeitreise zurückkehrt unterwegs selber die Hand schütteln, wenn man sich begegnet?

      Fragt mit lieben Grüßen,
      Jules

  9. Lieber Jules,
    das weiß ich nicht. Ich habe nur den Zeitreiseschein B bekommen. Da materialisiert sich der Zeitreisende nicht, sondern erlebt alles Geschehen wie in einer 3-D Projektion (mit Ton).
    Diese Zeitreise 2.Klasse hat man für Menschen eingeführt, die nicht 100% vertrauenswürdig sind. Die Klasse A bekommt man erst, wenn absolut sicher ist, dass man alle Regeln nicht nur beherrscht, sondern auch in Stressituationen einhält.
    Ich hatte mal leichtsinnigerweise die Äußerung von mir gegeben, dass ich gerne die Geburt eines bestimmten Menschen verhindert hätte. Allein diese unqualifizierte Äußerung hat mich bei der Prüfung den A-Schein gekostet.
    (Beim B-Schein kann ich weder Jahrhundert- noch Jahrtausendgrenzen überschreiten.) Somit liegtt mein Reiseradius zur Zeit zwischen 2000 und 2099. Daher weiß ich auch, dass ich 2058 sterben werde. Das ist aber ok.
    Gruß Heinrich

    1. Fortsetzung des Textduells auf Ebene 3 in den Kommentaren? Das wird hier ja immer spannender! (Im Ernst: Dieses Hin und Her in der Zeit und über das Hin und Her in der Zeit sind mir eine amüsante Lektüre. Das muss mal gesagt werden.)

  10. Zeitreiseschein B, das ist ja blöd. Aber immerhin, einen Reiseschein durch die Zeit hat noch lange nicht jeder. Bis 2058 werden Sie leben? Es ist der Fluch der Zeitreisen, dass man sein Todesdatum erfährt, lerne ich daraus. 2058 immerhin bin ich nicht mehr.

    Danke für die detaillierte Antwort und viele Grüße,
    Jules

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