Studium 2.0

Als ich im November ’80 mein Studium anging, lief das noch so: Wir waren zu dritt und teilten die Vorlesungstage in drei Schichten. Ich schälte mich früh morgens aus den Kissen, nahm den Mitternachtsexpress ins Univiertel an der Münchener Arcisstraße und schrieb mit schwarzer Tinte mit, was an die Tafeln gekreidet oder oft genug mündlich wiederholt wurde.
Gegen Mittag kam die Wachablösung in Gestalt von M., der den Vormittag L&M-quarzend in seiner Bude verbracht hatte. Ich machte mich derweil ans Kopieren meiner Mitschriften in einem der umliegenden Copyshops. (Wer nicht mehr weiß, was ein Copyshop ist, dem kann ich das jetzt auch nicht mehr erklären.)
Am frühen Nachmittag trafen wir uns zum Verzehr gebratener Küchenschwämmchen und zum Austausch dicker Papierbündel mit der Langschläferin M. in der Unimensa. Sie protokollierte dann die Nachmittagsvorlesungen, während der M. und ich uns heimwärts/an den Badesee/in die Billardkneipe („Das Goethe“) begaben.

Nach meinem Diplomabschluss entsorgte ich mindestens zehn papierpralle Leitz-Ordner in den Müll. Separaten Papiermüll gab es damals nicht. (Wer nicht mehr weiß, was ein Leitz-Ordner ist, dem kann ich das jetzt auch nicht mehr erklären.)

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Die Tochter 1.0 startet gerade durch als künftige Ergotherapeutin. Copyshops gibt es nicht mehr, von Leitz-Ordnern will sie nichts wissen. Mitgeschrieben wird scheinbar auch nicht mehr. Skripte gibt es nur mehr über das Schul-WiFi im PDF-Format.
Dafür braucht sie jetzt einen Tablet-PC. Sagt sie. Also verbrachten wir heute vier Stunden vor dem Bildschirm und suchten, sortierten, verglichen. Gestern hätte ich noch ins Blaue hinein geraten, welche Maschine die richtige wäre. Heute bin ich schlauer: Ich habe keinen Schimmer mehr, was man aus der Masse der Angebote aussuchen soll.
Fest steht Folgendes: Es darf kein Apfel sein. Aus Gründen der Selbstachtung. Windows-Tablets lehne ich persönlich ab, der Tochter 1.0 ist es egal. Android wäre eine gemeinsame Option.

In die vorläufige Vorauswahl kamen das Lenovo Yoga Tablet 10 HD+, das Asus Transformer Pad TF303CL und das Sony Xperia Z2 Tablet. Jeweils mit koppelbarer Tastatur, die findet die Tochter enorm wichtig.

Also falls sich jemand berufen fühlt, an dieser Stelle korrigierend oder bestätigend in die Kaufentscheidung einzugreifen, dann möge er dies gerne tun. Oder für immer schweigen.

5 Kommentare

  1. Das Asus Transformer Pad hatte meine Tochter auch. Neben der „billigen“ Anmutung war es schlecht verarbeitet, hat mit aufgesteckter Tastatur furchtbar gewackelt und ist in den ersten drei Monaten zweimal defekt gewesen (ließ sich gar nicht mehr einschalten – einmal aufgrund eines Board-Defektes, einmal aufgrund der billigen Verarbeitung des I/O-Schalters). Amazon hat es nach dem zweiten Defekt dann freundlicher Weise zurückgenommen…
    Das mag zwar ein Einzelschicksal sein, aber ich würde vom Kauf des Asus-Gerätes klar abraten.
    Meine Tochter hat jetzt übrigens ein Nexus-Tablet mit Bluetooth-Anstecktastatur und ist bestens zufrieden.

  2. Wenn’s partout kein Apfel sein darf, würde ich gleichfalls dringend zu einem Nexus raten wollen. Das Nexus 9 ist recht frisch am Markt und erntet von allen Seiten viel Lob.
    Die Samsung-Dinger (z.B. Galaxy Tab S 8.4) sind im Allgemeinen auch nicht ganz daneben, allerdings beliebt man in Südkorea, den Kunden mit vielerlei Vorinstalliertem von zweifelhaftem Wert zwangszubeglücken. Was so schlimm nicht wäre, wenn man es denn deinstallieren könnte. Wenn.
    Das Yoga ist etwas dick, für zum die ganze Zeit herumschleppen, auch ist die Hardware etwa eine Generation hinterher. Ansonsten gutes Teil.

    Viel Glück beim Tablettkauf und Gutes Neues noch!

    (Quellenangaben: Onlinerecherche, diverse Artikel in der Fachzeitschrift c’t, Bestenliste von Chip)

  3. Vielen Dank, die Herren. Interessanter Weise fände ich dieses Nexus 9 ja ebenfalls schon sehr toll. Allerdings spricht auch in diesem Fall (wie schon bei den Äpfeln) die Selbstachtung gegen einen Kauf:
    Ich halte die Google-Strategie, den Nutzern für sehr viel Geld nur minimalen internen Speicher zu verkaufen und gleichzeitig in penentranter Missachtung der seit Jahren gebetsmühlenartig wiederholten Konsumentenwünsche ein Schlitzchen für SD-Karten zu verweigern, unbedingt für boykottwürdig. – Diese offen zur Schau getragene Selbstherrlichkeit bei Apple und Google werde ich nie und nimmermals finanzieren. Mögen sie ewig schmoren im eigenen Saft! (Und vielleicht sogar darin ersaufen, falls ich noch einen sehr persönlichen Wunsch an die Fee des kleinen Mannes äußern dürfte.)

  4. Hmmm … dann muss wohl ein Windows-Tablett her.

    Denn auch die Nexus-Alternativen sind Androiden, und die Geschichte mit der halbwegs unnützen SD-Karte liegt seit Android 4.4 im Betriebssystem.
    Zugegeben, auch ich hatte mit der Android (und auch Apple)-Philosophie „fest verlötet oder Cloud“ zunächst so meine Probleme.
    Allerdings verstehe ich auch die Argumentation, dass lösbare Verbindungen mögliche Problemstellen sind. Denn wenn die SD-Karte mal einen Wackelkontakt hat, dann hat man ein größeres Problem, wenn auch die Apps auf der Karte residieren (können). Klar, man kann die Karte nur für Fotos und Musik nutzen.
    Jedoch auch dazu gibt es ein „aber“: wozu braucht man mehr als sagenwirmal 2GB Musik unterwegs? Das sind über 30h Nonstop, wenn ich mal „normale“ MP3s mit 1MB pro Minute zugrunde lege.
    Wie viele Fotos braucht man denn auf dem Handy/Tablett? Mein OPO macht 13-Megapixel-Fotos, von denen jedes um die 2MB Speicher belegt. Selbst wenn ich nur 10GB mit Fotos belege, sind das über 5000 Fotos. Die lassen sich auf einem Mobilgerät nicht mehr sinnvoll verwalten. Ganz zu schweigen von „dabei den Überblick behalten“.
    Und nicht zuletzt gibt es da auch das Thema mit den Platzbedarf von Backups. Wenn man auf dem Mobilgerät nicht ausschließlich Ersetzliches bunkert (und das wird immer so sein, wenn man das Ding nicht nur zum Zocken benutzt), empfiehlt es sich, immer mal wieder ein Backup zu ziehen. Je mehr Speicher das Teil hat, desto größer wird zwangsläufig das Backup.
    Meine persönliche Erfahrung ist halt, dass viel Speicher den unbedarften Benutzer zum Datenmessi werden lässt, der immer weiß, dass „ich das irgendwo habe“, aber meistens nicht findet. Da ist dann weniger wirklich mehr. Auf meinem OPO sind von 55 Nutz-GB noch 50 frei verfügbar.
    Auch wenn unbedingt riesige Mediensammlungen unterwegs dabei sein müssen, kann man trotzdem ein Nexus verwenden, dann eben mit externem Speichermedium. (Für weitere Infos nach „Nexus externer Speicher“ googlen)

    Wohlgemerkt: Ich will hier niemanden zu einem Nexus zwingen! Ich möchte nur meine persönlichen Erfahrungen kundtun, und dass ein Leben ohne SD-Karte durchaus möglich ist.

    Wie dem auch sei, ich hoffe doch, dass wir über den Ausgang informiert werden! ;-)

    1. Hm, jetzt hast Du mein wohltemperiertes Technik-Bild doch wieder ins Wanken gebracht mit Deiner Relativierung der Wichtigkeit der Speichergröße. Da ist wohl was dran und entspricht ja durchaus auch meiner Grundeinstellung zur Reduzierung der Sammelwut.

      Ich werde jetzt nochmal mit Tochter 1.0 sprechen müssen. Wie auch immer sie sich entscheidet, ich lass es Euch wissen …

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