Terminator

Terminator

In der Folge des Tages, an dem in Tschernobyl der Atommeiler in die Luft gegangen war, saß der harte Kern der Bikertruppe im Valley am Tresen. Schweigend und mit starren Blicken lauschten Händi und Rita, Beats, Mikey, Rollo und ich der Dauernachrichtensendung im Radio, in der sich die Meldungen von Mal zu Mal in Hinblick auf das Ausmaß der Katatstrophe überboten.
„Tschernobyl? Scheiße, wo issen das?“, Mikey sah zu mir herüber, weil er mich für den sichersten Kandidaten in der Runde für verlässliche Ortsbestimmung auf dem Globus hielt. Aber auch ich war total blank.
Tschernobyl? Pripyat? – Mist, ich wusste noch nicht mal, wo genau die Ukraine lag. Irgendwo in der UdSSR.
„Bei den Russen?“ Mikeys Blick irrte von Gesicht zu Gesicht. „Aber die Soße zieht jetzt von dort nich‘ über uns drüber, oder?“
Wieder starrten sie alle mich an. Doch ich zuckte nur ratlos die Schultern. Auf sowas hatten sie uns am Gymnasium nicht vorbereitet. Ich hatte keine Ahnung, ob wir nun alle in einer radioaktiven Wolke vom Stangerl fallen würden wie Kanarienvögel vor einer Schlagwetterexplosion.
„Vielleicht sollten wir alle nochmal vernünftig Urlaub machen?“ Rita reagierte wie immer pragmatisch, praktisch, gut. Vielleicht mussten wir bald alle den Löffel abgeben? Na und wenn schon. Dann sollten wir aber vorher besser nochmal das Meer sehen und uns alle zum letzten Mal einen guten alten Sonnenbrand einfangen.

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Ein paar Wochen nach diesem Abend machten wir uns also auf in Richtung Atlantik. Weg von der Gefahr aus dem Osten, ab nach Westen. Die U.S.A. lag auch im Westen. Westen war also in jeder Hinsicht prima.
Beats, Mikey, Rollo und ich hockten auf unseren Maschinen, Händi chauffierte Rita und die beiden aktuellen Bräute von Mikey und Rollo in einem Chevy Van Wohnmobil. In dieser Karre mit ihrem sonor blubbernden Vier-Liter-Motor hatten auch die Biker ihr Gepäck untergebracht, wir sparten uns also die ganze regendichte Packerei.

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Unverzeihlich! Beinahe hätte ich Euch einen fünften Biker unterschlagen. Denn kurz vor der Fahrt war noch ein Unbekannter zur Truppe gestoßen. Rollo hatte irgendwo einen Kerl aufgegabelt, der sich dann im Valley als „Borg“ vorgestellt hatte. Borg wie Cyborg? Kybernetisch aufgewerteter Bioorganismus? – Sowas kommt vielleicht heute im Zeitalter der Selbstoptimierung gut an. Vor dreißig Jahren war das einfach nur saublödes Gequatsche; fanden zumindest Rita und ich.

Der Neue war tatsächlich ein komischer Vogel; im wahrsten Sinne des Wortes, wie wir gleich lesen werden.
Borg verbrachte ohne Zweifel seine Freizeit mit schwerem Eisen. Er hatte das überbreite Kreuz, die Wespentaille und säulenartigen Beine eines Bodybuilders, doch die einzelnen Körperteile passten proportional nicht zueinander. Seine Muskelpakete wirkten übertrieben, vor allem der Kopf thronte dagegen wie zu heiß gewaschen und eingegangen auf den massigen Schultern.
„Wie ein Vogelkopf“, merkte Rita trocken an, als Borg nach seinem ersten Besuch im Valley gegangen war.

Ja, das traf es ziemlich gut. Dieser Eindruck verstärkte sich sogar, wenn man den Kerl eine Weile beobachtete. In Unterhaltungen zuckte sein Kopf ständig abrupt hin und her, wenn Borg seinen starren Blick dem jeweiligen Sprecher zuwandte. – Wie bei einem Gockel auf dem Misthaufen, schoss es mir durch die Gedanken.
Aber immerhin: Der Neue fuhr eine Harley Fat Boy, genau so eine wie Arnold Schwarzenegger in den Terminator-Filmen. (Den ersten und damals noch einzigen Teil des Fantasy-Thrillers hatten wir Jungs aus dem Valley erst ein paar Monate zuvor gemeinsam im Kino geschaut. Natürlich mit riesengroßem Hallo danach.)

Wenn Ihr also ein Bild zum Auftritt von diesem Borg sucht, stellt Euch einfach den Terminator in schwarzer Lederjacke auf seiner Harley vor, jedoch mit dem geschrumpften Kopf von Heino mit Sonnenbrille oben drauf, den er ruckartig hin und her bewegt. Wie so eine Raubechse aus dem Animationsstudiofundus von Jurassic Park.
Der selbstgewählte Kampfname des Kerls setzte sich übrigens nicht in der Gruppe durch. Wir nannten ihn aber auch nicht „Arnold“ oder „Terminator“ oder „Heino“, sondern „Geier“. Wegen des Vogelköpfchens.

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Geier war also auf seiner Fat Boy ebenfalls mit von der Atlantikpartie. Die Reise war ein echter Genuss. Wir gurkten ohne jede Eile in vier oder fünf Tagesetappen über französische Landsträßchen, versetzten durch unser Erscheinen die Besitzer kleindörflicher französischer Lebensmittelläden in Panik und schlugen unsere Nachtlager in idyllischen Wäldchen auf, wo wir Würstchen grillten, frisches Stangenweißbrot zu Käse futterten, Rotwein tranken und Joints kreisen ließen, bis wir irgendwann selig lächelnd in die Schlafsäcke krochen und tief in die Vormittage hinein schnarchten wie die Trüffelschweine. Über Tschernobyl bekamen wir nichts mehr mit, weil keiner von uns gut genug Französisch sprach, um Zeitungen zu lesen oder Radionachrichten zu verstehen.

An einem heißen Juninachmittag landeten wir schließlich auf einem Campingplatz in der Nähe von Biarritz. Den Atlantik hatte niemand von uns neunen zuvor gesehen, und so standen wir ein paar Stunden am Strand, ließen die Wellenausläufer um unsere Füße strudeln und starrten hinaus auf den Ozean. Hinüber über die Wellenkämme nach drüben, wo irgendwo in der Ferne das gelobte Land lag, die US-amerikanische Ostküste – Heimat der Harleys, Highways und Hamburger.
„Ich schwimm rüber!“, protzte Mikey, stürzte sich in die Fluten und wäre fast ersoffen, als ihn eine der Riesenwellen erfasste und an den Strand zurück spülte.

An unserem dritten Abend am Meer kamen Beats und ich überein, einen kurzen Trip in die Stadt zu unternehmen. Wir waren beide ohne Frauen im Urlaub, und die Hormone verbissen sich wie Pitbulls in unsere Gehirnwindungen, in denen sich unter der Hitzeeinwirkung des Strandnachmittags die fixe Idee zusammenbraute, an der Promenade von Biarritz zwei süße kleine Französinnen aufzureißen.
Geier war zwar auch ohne Begleitung unterwegs, aber wir hatten inzwischen alle mitbekommen, dass das Reden nicht gerade seine Stärke war. Er schüttelte bloß das Vogelköpfchen, als Beats und ich ihn zumindest pro forma zum Mitkommen aufforderten.

Liebe Leser! Natürlich ist auch den Wohlmeinendsten unter Euch längst klar, was Beats und ich damals erst schmerzlich erfahren mussten: Unsere Exkursion war eine grandiose Schnapsidee.
Wir fanden die Promenade. Wir fanden auch einige wirklich nette Mädchen. Aber was wir nicht fanden, waren die richtigen Worte, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Verschüttetes Schulfranzösisch ist einfach keine Basis für erfolgreiches Flirten.
„Mon crayon est spitz, mon crayon est scharf …“ *

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Als Beats und ich nach dem Eingeständnis unseres Versagens und zwei Pernods in einer Strandbar später gegen elf wieder auf dem Campingplatz eintrudelten und von unseren Mopeds stiegen, saß Claudia, die Braut von Mikey, einsam und mit tränenverschmiertem Make-up unter der Markise des Vans auf einem Campingstuhl.
„Wo sind denn die anderen? Was ist los?“ Beats und ich blickten uns ratlos an. Nach viel gutem Zureden bekamen wir aus Claudia heraus, dass es Ärger in der Gruppe gegeben hatte. Scheinbar hatte Rollos Freundin Trixie zu viel Rotwein getankt, und der Geier hatte die Situation ausgenutzt und war mit ihr verschwunden.
Erst war Rollo fuchsteufelswild den beiden nach in die Dünen am Strand, und als alle anderen mitbekamen, was los war, waren auch sie hinterher. Vorher hatte Mikey seiner Claudia provisorisch noch ein paar Maulschellen verpasst und sie angeherrscht, sie solle gefälligst hier auf Beats und Brösel warten.
„Die sind doch alle voll wie die Schweine!“, heulte das Mädchen.

Beats und ich verloren keine weitere Sekunde, sprinteten durch den Sand so schnell wir konnten in Richtung Strand.
Wir kamen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Händi – tobend wie ein wütender Elefantenbulle – auf Geier losging, ihn anbrüllte, er solle sein ungewaschenes Maul halten und den Bodybuilder mit wuchtigen Faustschlägen vor sich hertrieb. Derart außer sich hatte ich Händi noch nie gesehen. Doch plötzlich hatte der Geier ein Klappmesser in der Hand und stach zu.
Rita und Trixie kreischten, und mit einem Mal ging alles rasend schnell, so flott konnte ich gar nicht schauen: Vor allen anderen war Beats an Geier dran, trat ihm mit dem Stiefelabsatz gegen das Knie und versetzte dem nach vorne einknickenden Mann einen Kopfstoß ins Gesicht, dass man trotz der Brandungsgeräusche das Knacken der Knochen hören konnte. Geier ging lautlos zu Boden.

Händi hielt sich den angestochenen Oberarm, während Rita versuchte, mit einem Stoffstreifen die Blutung zu stillen. Völlig entgeistert starrte ich in die Gesichter von Trixie, Rollo und Mikey. – Was in aller Welt war hier passiert?

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Es dauerte, bis wir den Strand geräumt hatten und alle wieder am Van waren. Also alle bis auf den Geier. Der lag reglos und mit gebrochener Nase hundert Meter weiter neben seiner Fat Boy, wohin ihn irgendeiner von uns geschleift hatte. Nur Rita wagte es, wenigstens seinen Schlafsack über ihn zu breiten. Dann zog sie sich wortlos mit Händi in den Chevy zurück, um seine Stichwunde zu versorgen.
Die anderen Campingplatzgäste hatten scheinbar wegen der Meeresbrandung nicht viel von der Streiterei mitbekommen.

Weit nach Mitternacht nahmen Beats und ich Mikey beseite, damit er uns endlich auf den Stand der Dinge bringen sollte:
„Also der Geier hat sich an Trixie vergriffen und ist mit ihr weg zum Strand. Die konnte sich gar nicht mehr wehren, so randvoll war die. Rollo ist natürlich hinterher, als er geschnallt hat, was los war. Und dann ist auch Händi los und endlich wir alle ihm nach. Wir waren ja sternhagelvoll, das hat alles ewig gedauert.“ Mikey zuckte entschuldigend die Schultern. Man sah ihm an, dass er auch jetzt noch immer schwer geladen hatte.
„Als wir endlich am Strand waren, steht der Händi zwischen Rollo und dem Geier, um zu verhindern, dass sich die zwei die Köpfe einschlagen. Er hat den Vogelkopf angebrüllt, der soll die Finger von Trixie lassen, sowas läuft nicht bei den Valley-Riders. Aber dann hat der Geier irgendwas geantwortet, und Händi ist mit einem Schlag explodiert wie eine Handgranate. Ich hab gedacht, jetzt bringt er den Typen um.“
„Was hat denn der Geier gesagt?“, fragte Beats nach.
„Ich weiß es nicht.“ Mikey schüttelte den Kopf. „Das Meer war so laut. Und dann war ja auch schon alles vorbei. Ihr beide seid aufgetaucht, und ich sag mal, wenn Du nicht so schnell reinen Tisch gemacht hättest, Beats, dann wär bestimmt was Schlimmes passiert.“

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Ich machte die ganze Nacht kein Auge zu und nickte erst nach reichlich Rotwein im Morgengrauen weg. Womit bloß hatte der Geier Händi derartig auf die Palme gebracht?

Lang hatte ich nicht gedöst, als Rita neben mir auftauchte und mich mit einer Tasse schwarzem Kaffee weckte.
„Es ist schlauer, Du machst Dich für einige Zeit vom Acker, Brösel. Am besten noch bevor die anderen wach werden.“
Mit großen Augen starrte ich Rita an. „Aber was ist denn los? Was hab ich denn mit dem Geier zu schaffen?“
„Tja …“ Die Frau bekam es nicht hin, mir ins Gesicht zu sehen. „Der Scheißer hat Händi vorgehalten, dass er gerade nicht der Richtige wär, ihm den Umgang mit Frauen zu erklären. Er meinte, es wäre ja wohl klar wie Kloßbrühe, dass Händis Freundin … also ich … mit dem Brösel rumvögeln würde.“
Ich schluckte schwer, ohne Worte. Rita strich mir noch übers Haar und wandte sich dann ab.

Als sie wieder im Wohnwagen verschwunden war, packte ich Schlafsack und meine kleine Tasche auf die Sitzbank meiner Mühle und verließ mit bleischwerem Herzen den Campingplatz. Rollo war scheinbar schon vor mir abgehauen, während ich noch vor mich hingedämmert hatte. Sein Schlafplatz war leer, und seine Harley fehlte.

So hatte es der vogelköpfige Terminator also in einer Nacht geschafft, die Runde zu sprengen und aus Freunden Feinde zu machen. Obwohl: Gerechter Weise muss man ja festhalten, dass er nur der Auslöser war. Die wirklich Schuldigen waren ja zwei andere.

Laimer Brösel

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[lightgrey_box]Für alle, die neugierig auf die Gestalten aus den Laimer Bröseln sind, gibt es eine kleine Galerie mit Portraitzeichnungen von Rita und den Jungs aus dem Valley.[/lightgrey_box]

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*) Zitat aus der Agentenparodie Gotcha!, in der die Hauptfigur Jonathan genau mit diesen Worten seine Unfähigkeit resümiert, mit Französinnen anzubandeln.

15 Kommentare

  1. Oh je, ich hab mir das gleich gedacht, dass es keine gute Idee ist, mit der Braut eines Rockerchefs anzubändeln. Jetzt haste den Salat. Aber dieser Geier ist ja auch ein seltener Vollpfosten.

    Ich frage mich, ob damit die Geschichte zu Ende ist. Oder kommt da noch was?

    1. Ja, hinterher ist man immer schlauer. Und nochmal ja, jetzt hatte ich den Salat.

      (Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Merke: Es kann immer noch schlimmer kommen. Und meistens kommt es dann auch schlimmer.)

  2. Wunderbar erzählt! Im Slang der Jugendlichkeit, das kommt an.
    Mit den Französinnen, das ist wohl nix geworden. Ich habe mir grad vorgestellt, ob und wie so ein Flirt über die Sprachgrenzen hinweg mittels Pantomime funktionieren würde. Ich sehe Samy Molcho vor mir, der allein mit seiner Körpersprache erzählt und Kontakt knüpft mit einer begehrten Französin.

    In der Erzählung kommt schön auch ihr sanquinisches Temperament zutage. Trotz der Dramatik der Ereignisse lesen wir hier kein Drama. Hätte ich die Geschichte mit dem angestochenen Oberarm geschrieben, wäre daraus ein blutiges Drama geworden. Details einer offenen Fleischwunde, das schmierige Blut auf der Messerklinge, das Rot des Blutes, das sich in den Stoff des weißen Hemdes fraß, die gebrochene Nase, die Blutlache im Sand …
    Tschnernobyl? „Keine Ahnung. Wir fahren mal in den Urlaub.“ – Das sind Erinnerungen! Ich war damals im 6. Monat schwanger. Wunschkind. Meine Freundin Rosi brachte eine geistig schwer behinderte Tochter zur Welt.

    Und Brösel dichtet man zu dieser Zeit an, er würde mit … rumvögeln. Gar nicht wahr. Bloß Eifersucht. So können aus Freunden Feinde werden. Stoff für einen ganzen Roman.

    Erzählen können Sie, Herr Wortmischer! Gratuliere.

    1. Gut beobachtet. Ich erzähl die Geschichte so, wie ich sie in Erinnerung habe, also in der Erlebnis- und Gedankenwelt meines Ichs von damals. Da gehört halt auch dazu, dass ich so einiges nicht so wahrgenommen habe, wie ich es heute würde.

      Und der Brösel war damals halt schon mal ein ganz schöner Depp.

      (Danke sehr für die vielen lobenden Worte :-)

    2. Den „Geier“ in Ihrer Erzählung stelle ich mir ungefähr so vor, wie den Polizisten, den es in unserem Dorf gibt. Nicht allzugroß und mit einem vergleichsweise mächtigen Oberbau, worauf ein kurzer Hals und der Kopf sitzt. Der erinnert mich vom Körperbau auch an einen Greifvogel, vor allem, wenn er im öffentlichen Schwimmbad in Richtung Buffet stolziert und mit Brathähnchen und Pommes zurückkommt.

    3. Machen Sie mich nicht schwach. Der Geier wird doch damals nicht nach Niederösterreich ausgewandert sein?

    4. … gehts uns nicht allen so, dass wir in unserem jugendlichen Überschwang manchmal als Hitzkopf unterwegs waren? – Und, wenn wir ein Tun im Sinn haben, wissen wir ja noch nicht, wie das wirklich ausgehen wird.
      Ich finde das sehr schön, dass das damalige ICH so deutlich sichtbar wird in Sprache und Verhalten der Erzählung. Das lässt das ganze auch so stimmig wirken. Ich persönlich würde es auch interessant finden, die gleiche Erzählung – von Brösels Jugendjahren – aus der literarischen Perspektive deines Vaters, deiner Mutter oder aus der deines Großvaters zu lesen.

    5. Ach ja, die literarische Perspektive der Vorgenerationen, die ist rasch erklärt:

      Meine beiden Großväter lebten nicht mehr, die Großmütter hatten keine Ahnung davon, was der Brösel so alles trieb.
      Auch meine Eltern ahnten mehr als dass sie wussten, womit und mit wem ich meine Zeit verbrachte. In jenen Jahren gab es wenig Kommunikation zwischen uns, ich war meist monatelang nicht bei Vater und Mutter. – Ich würde sagen: Das Hauptgefühl meiner Mutter war die Sorge, das meines Vaters Verständnislosigkeit. (Das ist aus meiner heutigen Lebensperspektive übrigens durchaus nachvollziehbar.)

    1. Vielen Dank auch! – Ich hab mich bemüht, ausreichend Vanillezucker und Sahnesteif beizumengen ;-)

  3. Apropos Laimer Brösel, Laim, das ist doch München. Bayrischer Dialekt. Wie hat sich denn Brösel mit seinen spanischsprachigen Wurzeln mit dem Dialekt zurechtgefunden?
    Der bayrische Dialekt und der steirische, meine zwei speziellen „Freunde“. Sprache ist etwas so Faszinierendes, aber bei diesen beiden kommt mir das wie eine Verhunzung vor, … uuaahhh. Vor allem das „Stoa-Steirische“ , dort wo Arnold Schwarzenegger herkommt.
    Uamol muasas sai, a waun sie die Fleign ind die Beiveigl voa Lochn in Bauch holtn – doutz, wos hiazn kimb, is da südouststeirische Doudn:
    „Die meisten, nicht alle „ai“ oder „ei“ werden zu „oa“ verbogen: Maier zu Moar, Eier zu Oar, Weizen zu Woaz. Der Mai bleibt aber der Mai, die Zeit verändert sich auch nicht. Aber der berühmte, bei Dialekttests oft hervorgeholte Eichkatzlschweif findet hier seine Mutationserklärung: Oachkatzlschwoaf ! Ist doch klar, oder?“
    “ Die Mehrzahlendungen können oft wegfallen: Pferde sind Pferd, Schafe Schouf, Leute Leit und Bäume Bam.“

    1. Dialekte sind ein spannendes Thema. Mit meinen Eltern spreche ich meistens hochdeutsch. Wenn aber etwas nicht ganz ernst oder spaßig gemeint ist, wechseln wir ins Bayerische. Mit sehr vielen Münchener Freunden – so auch mit den Leuten aus dem Valley – läuft’s sowieso bayerisch. Mein Spanisch hat eine katalanische Färbung, die von leicht bis zungenschwer geht, je nachdem, mit wem ich rede. Reines Katalan verstehe ich zwar gut, spreche es aber schlecht.

      Da geht es mir wie ganz vielen Migranten: Die Menschen hören immer genau den Akzent heraus, den sie nicht gewohnt sind. Ein bisserl Außenseiter bin ich überall, sprachlich gesehen.

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