Der Güldene Freitagstexterpokal

Es ist wieder so weit: Textbegeisterte aus dem gesamten deutschen Sprachraum kampieren trotz nächtlicher Orkanwinde und sintflutartiger Regenfälle bereits die ganze Nacht über im Garten vor der wortmischerlichen Turmwohnung, um im Morgengrauen des Mittwoch unter den ersten zu sein, den heißesten Scheiß in Form eines neuen iPhone 7 abzugreifen einen Blick auf den sagenumwobenen Wanderpokal der Freitagstexter zu erhaschen und diesen – welch wonnigliche Vorstellung! – womöglich gar selbst einzusacken und nach Hause schleppen zu dürfen.

Fünf lange Tage lang besang die Textgemeinde ein Foto zum experimentellen Wohnen im 21. Jahrhundert. Mir haben alle Eure Kommentare sehr viel Spaß bereitet, angefangen beim Essen auf Rädern für Agenten der Testsiegerin, der Zechprellerei des Leisetöners und dem Casting für Big Brother oder Newtopia; über nachhaltiges Containern bei Herrn Bee, intime Elternmomente bei Frau Spätlese und Herrn Hubbies Furzen im Cabriocontainer; bis zu den Kommentaren des Herrn Vielfraßes über Mittagspause bei verdeckten Ermittlern oder Pizza im neapolitanischen Ambiente, des Boomerangs eitle Tonne, und Herrn Mechatronikers Obdachlosentafel. Und Heles innenarchitektonische Überlegung.
(Über die „Pizza Tonno“ lacht Tochter 3.0 übrigens heute noch.)

Doch wie immer kann es halt nur eine(n) geben. Und selbst auf die Gefahr hin, dass man uns eine Liäson nachsagt, werfe ich den heutigen Pokal …

Hier könnte Ihr Text stehen!„Mitbewohner für Studenten-WG gesucht. Kabinett, blau gestrichen, noch frei. Mitbenützung der Wohnküche möglich.“

… schon wieder der Testsiegerin zu. (Ja ja, ich weiß, Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern: Das ist jetzt schon das dritte Mal und außerdem das zweite Mal in Folge, dass ich den Kübel nach Wien runterschick‘. Womöglich teilen die Frau Lehner und ich humoristische Vorlieben? – „Oba hean S‘, ich kenn die Frau doch gar nicht, Herr Kommissar!“ – „Lügen Sie nicht, Sie grausliger kleiner Wortmischer, Sie. Geben S‘ doch zu, dass sie Ihnen Geld oder sonst ‚was dafür versprochen hat!“ – „Nein! Gnade! Nicht die Streckbank! Ich bin doch schon fast eins neunzig …“)

Zum FreitagsNexter

 

No Limits!

Eine Art Deko hat mir der Herr Bee vermacht, in Form eines vollendet formschönen Goldpokals. Und dies allein für die Tatsache, dass ich mich für Witwenverbrennung stark gemacht habe. Vielen Dank für den Platz auf dem Siegertreppchen der Zynæsthesie!

Wegen der dadurch ererbten Pflicht und mit dem heute zu veröffentlichenden Freitagstexter-Bildchen muss ich einmal ein bisschen auf Ihre Tränendrüsen drücken und ein unerfreuliches Kapitel aus meiner entsagungsvollen und albtraumreichen Jugend aufschlagen. Denn nicht immer hatte ich das Glück, Familienschlösser oder zumindest Turmzimmer zu bewohnen wie in den letzten Jahren.
Reichen Sie mir also eine kristallene Phiole, nehmen Sie sich selbst auch eine, und lassen Sie uns gemeinsam ein paar Tränen der Rührung über die traurigsten Momente meines Lebens vergießen und für die Nachwelt konservieren. Seien Sie ein Freund und besingen Sie mein schweres Schicksal:

Hier könnte Ihr Text stehen!

Und vor allen Dingen: Bitte glauben Sie mir nicht alles! Denn auch dieses Bildchen habe ich nicht etwa dem Familienalbum entnommen sondern – wie immer – per E-Mail von Freunden erhalten; die natürlich wissen, dass ich die Zeitschrift Schöner Wohnen nur deshalb nicht mehr abonniert habe, weil ich sie mir nicht mehr leisten kann. Durchaus noch leisten kann ich mir hingegen einen Hinweis auf die Regeln des Freitagstexters für all diejenigen, die sie noch nicht kennen sollten. – Also ran an den Speck!

Und schauen Sie spätestens am kommenden Mittwoch wieder vorbei, wenn es heißt: „Achtung, tief fliegende Wanderpokale!“