Irgendwann muss man sich ja aus der C-Movie-Haftigkeit seines eigenen Lebens befreien. Und was würde sich hierfür besser eignen als Kino; gerade jetzt, wo die Wolken so tief hängen, dass sich die Beleuchtung meines Fahrrades sogar zur Mittagszeit automatisch einschaltet. Früher™ war ich ein fanatischer Kinogänger, der sich so ziemlich alles reingezogen hat, was die Lichtspielhäuser im Angebot hatten. Ich erinnere mich an einen Abend der Siebzigerjahre, als meine Freunde aus Protest geschlossen eine Vorstellung von Tarzoon: Schande des Dschungels verließen.
„Das ist pure Volksverdummung!“, skandierten sie. Nur ich blieb im Kinosaal sitzen, auch wenn die Penissoldaten der bösen Königin Bazonga tatsächlich jenseits jeden guten Geschmackes waren.
Frau A. geht auch gern ins Kino. Deshalb haben wir uns in den beiden vergangenen Monaten bereits mehr Filme angesehen, als ich während der letzten fünf Jahre.
Unsere erste Vorstellung verließen wir noch mit sehr gemischten Gefühlen. Bei Toni Erdmann scheiden sich ja die Geister. Ich empfand ihn als sehr schwere Kost und konnte zunächst überhaupt nichts mit dem loriothaften Hauptdarsteller mit dem falschen Gebiss und den völlig absurden Szenen anfangen. Ich musste während des Films immerzu an Vic Dorn aus einem von-Bülow-Sketch denken („Oder ist es zu kompliziert, die Maske abzunehmen?“ – „Wie? Was? Abnehmen?“).
Inzwischen denke ich gern an Toni Erdmann zurück. Ich glaube, das ist so ein Streifen, den man mehrmals ansehen muss, bevor man ihn richtig gut findet.
Danach kam Tschick an die Reihe. Den mochte ich auf Anhieb richtig gern. Fühlte sich für mich ein bisschen an wie ein aktueller Gegenentwurf zu Dustin Hoffmanns Reifeprüfung, in etwa so, als hätte man den Schlaks von damals fünfzig Jahre und zwei Generationen später nochmal neu aufgesetzt. Wahrscheinlich ist es die Swimming-Pool-Szene mit der Sonnenbrille, die mich die Parallele hat ziehen lassen.
Und zuletzt habe ich dann mit Tochter 3.0 und ihrem besten schwulen Freund den letzten Tarantino angesehen: The Hateful 8, einen Western in Überlänge, der schon fast ein Jahr alt ist.
Dies ist ein merkwürdiges Machwerk, das zweieinhalb Stunden lang zwischen blutspritzendem Gemetzel und einer Detektivgeschichte à la Sherlock Holmes oder Miss Marple hin und her schwankt. Mich hat der Blutrausch im Gegensatz zu anderen Tarantino-Filmen nicht gestört, diesmal passt der Gewaltexzess. – Ein sehr, sehr guter Film, den ich bestimmt noch ein paarmal ansehen werde.
Und Ihr so? Welchen Film muss ich Eurer Meinung nach unbedingt gesehen haben?
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