Viktorianisches

Victoria & Abdul

Ich war letzthin mit Frau A. im Kino. Genauer gesagt war ich letzthin sogar zweimal im Kino. Aber über den ersten Film – Bullyparade – schreib ich lieber nichts. Es ist peinlich, wenn die wenigen guten Szenen eines Machwerks ausgerechnet die „Ausrutscher“ im Nachspann sind*. Lasst mich also lieber über den zweiten Film schreiben: über Victoria & Abdul.

Es ist spannend zu erfahren, dass die damals wichtigsteste Frau der Weltöffentlichkeit, durch die der Begriff „Viktorianisches Zeitalter“ (florierende Wirtschaft, britische Vormachtstellung) geprägt wurde, sich als Spleen, oder aus persönlichem Ungehorsam, oder meinetwegen sogar aus Verliebtheit einen Berater oder Munshi, wie sie Abdul Karim nannte, leistete. Auf heutige Verhältnisse übertragen wäre das so, als ließe Angela Merkel auf Schritt und Tritt einen syrischen Flüchtling neben sich herlaufen, sich von ihm im Arabischen unterrichten und ihn die Personalentscheidungen zur Besetzung der Regierungspositionen diskutieren. Und dafür zu sorgen, dass Cem Özdemir in den Mittleren Osten abkommandiert würde, um ihr eine echt syrische Zitrone zu bringen. (O-Ton Merkel: „Ich bin die Kaiserin von Syrien, also …“)

Fluch der Karibik
(By the way: best ZEIT-Cover ever!)

 
Eines jedoch ist klar, sowohl in der deutschen Wirklichkeit als auch in der britischen Vergangenheit: So sicher wie einst der Nachfolger von Frau Merkel, also der hessische König Bouffier, den syrischen Munshi zurück in die Wüste schicken würde, so schnell war auch Abdul Karim damals wieder in Indien gelandet. Als gebrochener Mann, wie man liest. Er konnte aus seiner royalen Bekanntschaft keinen Profit schlagen.
(Ich weiß nicht, ob das heute anders wäre. Also ob Frau Merkels Syrer womöglich einen gut dotierten Job zum Beispiel am Hofe von Kim Jong-un bekommen würde. Ich meine, alles ist möglich, wenn deutsche Ex-Kanzler Aufsichtsratschefs bei Rosneft werden können, oder?)

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Themenwechsel: Seit diesem Kinobesuch bin ich ein krasser Verehrer der Schauspielerin Judi Dench, die mit ihren 83 Jahren eine sagenhafte Queen Victoria abgab. Ich meine überhaupt: Wer über zwei Jahrzehnte hinweg in James-Bond-Filmen mitspielt, von Goldeneye bis Spectre, wer seit 1965 Rollen in über fünfzig der bekanntesten Filme** bekommt, wer für sechs Oscars nominiert wird und eben diesen Oscar zumindest einmal verliehen bekommt, wer zur Ritterin des britischen Adels geschlagen wird, die hat zweifellos die Schauspielerei direkt in den Genen verankert.

Victoria & Abdul lebt nicht zuletzt von Großaufnahmen der Gesichter seiner Hauptdarsteller. Die Augen von Judi Dench in dieser Verfilmung werde ich nicht so schnell vergessen. Großartig, was sie da leistet.
(Da macht es fast gar nichts, dass die Handlung des Films ein wenig langatmig ist und dass ich mich furchtbar über diesen depperten Abdul Karim aufgeregt habe, weil er sehenden Auges über den Tod seiner Gönnerin hinaus kein Schrittchen weiter gedacht hat und sich von seinen Gegnern alles kaputt machen lässt, ohne auch nur ansatzweise und rechtzeitig Vorkehrungen zu treffen, um sein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen, solange dafür noch Zeit war. So ein Trottel, meine Herren!)

Ein schöner Film insgesamt, den ich ganz bestimmt noch einmal ansehen werde, sobald er über die Streaming-Dienste verfügbar sein wird. Aber zuvor gehe ich lieber nochmal ins Kino und schau mir Tulpenfieber an, in dem Judi Dench eine umtriebige Klosteräbtissin gibt.
Und dann würde ich natürlich noch gerne die Verfilmung von Angie & Cem, dem Gras rauchenden Papageienflüsterer, zu Gesicht bekommen.

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*) Zur Ehrenrettung der Bullyparade: Der Film hat immerhin dafür gesorgt, dass ich den felsenfesten Entschluss gefasst habe, mir unter gar keinen Umständen Fack ju Göhte 3 anzusehen. Selbstgeißelung ist nur etwas für stark religiöse Menschen, zu denen ich nicht gehöre.

**) Übrigens sogar in einer der Folgen von Fluch der Karibik.

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