(Ja, was mache ich eigentlich den ganzen Tag. Ich habe jetzt schon jahrelang jeweils am Monatsfünften dabei mitgelesen, was andere eigentlich den ganzen Tag über machen, ohne je selbst das Bedürfnis zu spüren, mich da ebenfalls zu engagieren. Heute war das mal anders. Wahrscheinlich allein deshalb, weil ich mich seit meinem arbeitstechnischen Shutdown selbst öfter frage, womit ich mich tatsächlich beschäftigt habe. Deshalb reihe ich mich heute dort erstmalig ein. Aber keine Angst: Das wird hier nicht zur Dauerbeschäftigung.)
Hoppla! Heut schon um acht aus dem Bett, um Frau A. frischen Kaffee ins Bad zu bringen. Um neun ist sie aus dem Haus, ich bin erstmal gerädert, weil zu kurz geschlafen. Noch mehr Kaffee gekocht, Dusche, Bad. Wie frisch geboren.
Mit dem Frühstück beginnt der Telefontag: Zunächst mit einem längeren Gespräch (zwei Stunden, heißes Ohr!) mit dem Arbeitsrechtsanwalt über die Modalitäten der Trennung von den Geistesmenschen. Unglaublich, was man alles beachten muss im Vierklang zwischen Arbeitgeber, Arbeitsgericht, Arbeitsamt und einem selbst. – Heilandsack, ich werd im Leben kein Personaler mehr!
Es folgen drei oder vier Telefonate mit ehemaligen Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Alle sehr von Trauer geprägt, ein deprimierendes Hin und Her. Ein paar Termine für Abschiedsfeiern Abschiedsveranstaltungen festgelegt.
Danach in die Zukunft geschaut und mehrere Gespräche mit Vertrauten geführt über Optionen, Wahrscheinlichkeiten und Risiken. Dabei einer guten Bekannten auf die technischen Sprünge geholfen, die ebenfalls bei den Geistesmenschen aufgibt und deshalb dringend eine eigene Internetseite benötigt.
Dabei selbst ins Grübeln gekommen: Wie könnte denn womöglich meine eigene Selbstdarstellung im Netz aussehen, wenn ich wirklich …
Nach einigen Fingerübungen die Zukunftsplanung wieder abgebrochen. Ich bin noch nicht soweit. Das braucht noch Zeit.
Puh, schon vier Uhr durch. Ich habe Hunger. Rasch ein paar Stäbchen von Käpt’n Iglo mit psychologisch wertvollem Kartoffelbrei vom Wochenende eingeschoben. „Psychologisch wertvoll“ ist Kartoffelbrei, wenn die frisch gekochten Kartoffeln nicht zu kleisteriger Konsistenz püriert werden, sondern viele Stückchen verbleiben, ein beherzter Löffel aus dem Butterfass sowie etwas Milch hinzugefügt und mit Salz, Pfeffer und der exakt richtigen Menge an geriebener Muskatnuss abgeschmeckt werden. – Das zaubert direkt & sofort ein Lächeln ins verhärmte Merkel-Gesicht des Genießers! Damit ist sogar Käpt’n Iglo genießbar.
Danach noch mehr Telefonate mit Kleinauftraggebern, die 1. für ein paar Mark mehr auf der Tasche und 2. für Beschäftigung in den nächsten Wochen sorgen. Zum Abschluss dazu ein Feierabendbier, bei mir allerdings ohne Scherben an den Lippen.
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Ruck zuck, schon ist der ganze lange Tag vorüber, und mir bleiben nur noch ein paar Minuten in der Wortmischerei und in den Kommentaren von Blognachbarn. Schon halb Mitternacht? Na dann: Gute Nacht!
Sind die so schlimm, die Geistesmenschen bei euch?
Auf jeden Fall habe ich meinen Versuch sicherheitshalber gestern nochmal weit erfolgreicher wiederholt; es dürfte sich also um einen Einzeltäter gehandelt haben :-)
Nun ja, es gibt da eben gerade die neue Riege. Die handelt nach der Devise: neue eiserne Besen kehren gut. Und die Stärke von Eisenbesen liegt ja bekanntlich nicht so sehr im Finden von gemeinsamen Lösungen mit dem Kehrgut sondern im Spalten und unter den Teppich kehren. Da verliert so manche(r) verständlicher Weise schon die Lust an der Zusammenarbeit. Damit müssen sich die Besen dann eben abfinden.
Aber zum Glück gibt es ja zum Feierabend für jeden und für jede doch auch mal ein Bierfläschchen, das keine Eisenlippen zum Abtrinken erfordert ;-)