Den Kolumnisten Harald Martenstein habe ich über Jahre hinweg vor allem wegen seiner wöchentlichen Halbseite im ZEIT-Magazin sehr verehrt. Dann begann eine Art thematische Krise, die ich mal seine „Hundejahre“ nennen möchte. Da schrieb er oft und gerne über seinen Hund und dessen Ausscheidungen. In dieser eher monothematischen Phase fiel es mir schwer, mich auf seine Artikel zu freuen.
Jetzt ist Harald Martenstein zurück, so wie ich ihn kennengelernt und geliebt hatte:
Und wenn in der Schule keiner mehr die Chance hat, richtig Deutsch zu lernen, dann hat man ja auch das Ziel der Chancengleichheit verwirklicht, ohne Mühen und Kosten.
Was aber richtig lustig werden wird, hoffentlich erlebe ich das noch: Wenn die heute ausgebildeten Germanisten als Deutschlehrer und Germanistikprofessoren an den Start gehen, Hauptseminar »der aufstieg, der Piratenpartei Und die literatur«. (Aus „Der sibirische Tiger ist weniger bedroht als das Komma“)
Mit seiner Attacke auf das deutsche Bildungssystem im Allgemeinen und auf das unterirdische Niveau der Rechtschreibung unter den nachrückenden Generationen hat er mich wieder fest am Wickel, der Herr Martenstein. Ich werde nun sicher davon Abstand nehmen, einen seiner Artikel unauffällig beiseite zu schaffen, den mir Tochter 3.0 und die Herzschmerzdame im vergangenen Jahr von der Buchmesse mitgebracht hatten und der seither gerahmt an einem gewissen Örtchen hängt. Er bleibt hängen, obwohl es ein Kolumnentext aus seinen „Hundejahren“ ist.