Während Gott der Allmächtige am Dienstagabend im Himmel auf dem Sofa fläzte, in Fifty Shades of Grey las und sich dazu eine Familienpackung Vanilleeis reinpfiff, saß ich auf einem hölzernen Hocker an der Küchentheke und leerte das achte Glas Sprudelwasser des Abends.
Die Schwäbische Bierbrauerdiät läuft soweit ganz gut. Bin erstaunt, dass ich morgens nicht mehr Hunger habe als sonst auch, obwohl ich mich die ganze erste Woche über strikt daran gehalten habe, nach 15 Uhr nichts mehr zu essen. Nicht einmal am Sonntag, zur neunzigsten Geburtstagsfeier der wortmischerlichen Großtante, habe ich am Nachmittag das Kuchenbuffet angerührt oder mir abends eines der belegten Brötchen geschnappt und heimlich auf der Toilette verschlungen. – Bin einigermaßen stolz auf mich.
Nur am Montag habe ich kurz vor Mittag in der Fabrik zwei Finger breit Sekt geschlürft, um auf die Schwangerschaftsmeldung der Kollegin anzustoßen. Das ist okay, finde ich; es gibt hier ja sonst keinen Anlass zur Fröhlichkeit. – Die Abende zu Hause allerdings, die gehen so ganz ohne Feierabendbierchen ein wenig an die Nerven. Habe mir deshalb für die ersten Wochen richtig viele Termine an der Wortmischerkinderschule aufbürden lassen und zwinge mich an inhäusigen Feierabenden, Zeugs aufzuarbeiten, um das bisher alle einen großen Bogen gemacht haben. Spätestens um halb zehn ist dann die Lust auf Stulle und Bier verflogen.
Mein Vorteil gegenüber Gott: Ich laufe nicht Gefahr, mir Anpfiffe von der Schmerzdame einzuhandeln.
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Fastentage: 7
Gewicht: minus 2 kg