Es gibt Menschen, die schrecken nicht einmal davor zurück, sich in der Tracht papua-neuguineischer Eingeborenenstämme zu kleiden. Vermutlich glauben sie, dadurch weltmännische Souveränität unter Beweis zu stellen. Genau diese Leute suchen auch in bayerische Tracht gewandet Ende September die Wies’n in München heim, selbst wenn – oder gerade wenn – sie weder aus Bayern stammen, noch einer süddeutschen Mundart mächtig sind.
Mir wäre das peinlich; also sowohl das Penisfutteral in Guinea als auch die Lederhos’n in Bayern. Wobei die zweite Aussage nur theoretisch gilt, sozusagen für den Fall, dass ich gar nicht ich wäre; weil ich nämlich a) in München geboren, b) des Boarisch’n durchaus mächtig und c) schon als Kindergartenburschi in Krachledernen herumgelaufen bin.
Deshalb kann ich ruhig erzählen, dass ich letztens im Laden vom Herbert Lipah war, wo man immer ein Bier vom Freiherrn – nein, nicht von Guttenberg sondern von Zech aus dem Augsburger Land – bekommt, auch wenn man nichts kauft. Der Herbert hat einen echten Lederhosenwahnsinn in seinem Geschäft in der Münchener Borstei herumhängen und weiß zu berichten, dass der Laden aus allen Nähten platzt, wenn die Wies’n vorbei ist und die Verkleideten die Tracht wieder zurückbringen. Das Zurückbringen geht beim Herbert, weil eine echte Krachlederne sowieso nicht neu aber unverwüstlich ist und weil das Geschäftsmodell auch beinhaltet, nicht mehr passende Hos’n zurückzugeben oder gegen andere einzutauschen.
Und weil ich zu Hause eine alte hirschlederne Kniebundhos’n hängen habe, in die ich fast zweimal reinpasse, werde ich bei nächster Gelegenheit in der „tschüssfreien Zone“ im Herbert seinem Lederhosenwahnsinn das Beinkleid tauschen. Auf die Oktoberwies’n geh ich trotzdem nicht mehr, aber das ist eine andere G’schicht‘.