Abkühlung

Jubiläum zum Jahresbeginn

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. – Selten habe ich einen Sommer so genossen wie in den beiden letzten Monaten; sechzig barfüßige Tage, acht Wochen ohne Heizung und doch auch ohne Frösteln, ein Sechstel des Jahres ohne Kontrolle durch Arbeitsvorgaben. Die einzige sichtbare Kontrolle übte der Temperaturfühler auf die Thermometeranzeige aus. Radio Controlled. Elektrosmogige Sommerinformation. Und trotzdem – so hieß es – hat sich das Ozonloch über uns wieder geschlossen. Oder habe ich das nur geträumt?

Gut geschlafen habe ich ja durchaus, in den zurückliegenden Sommernächten. Und viel gelesen, lauter kühle Geschichten. Nach den gesammelten Wallanders, der Populärmusik aus Vittula und Fräulein Smillas Gespür für Schnee, über die ich vor fast einem Monat zwischenberichtete, machte ich mich über den Plan zur Abschaffung des Dunkels her (ebenfalls vom Smillaautor); sodann über den Geschichtenverkäufer von Jostein Gaarder, einen Roman, der sehr langsam und systematisch in die Gänge kommt und dann auf einmal – Alarm! – einen auf Ödipus macht; und last but not least über Sofies Welt.

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Ich spiele mit dem Gedanken, die Sofie-Geschichte der Tochter 3.0 unauffällig aufs Nachttischchen zu legen. Sie ist genauso alt wie die Protagonistin des Paraderomans von Gaarder; und genauso neugierig und wissensdurstig. Oder -hungrig? Allerdings befürchte ich, ihr die Liebe zum Lesen mit all den philosophischen Ausführungen zu verleiden. Ihre Lektüregewohnheiten erfüllen nämlich alle Klischees, die man hinsichtlich weiblicher Teenagerromane haben könnte. Als wir letzthin im Hugendubel vor dem Teenregal standen, verblüffte sie mich mit Kurzrezensionen zu jedem einzelnen der dort stehenden Schmöker.

Sehr toll finde ich übrigens, dass wir beide immer noch auch gemeinsam (vor-)lesen. Vor zwei Wochen haben wir den Hundertjährigen, der aus dem Fenster stieg und verschwand beendet. Seit ein paar Tagen sind wir in eine Geschichte eines gewissen Ben Aaronovitch eingestiegen, die den Titel Die Flüsse von London trägt. Geister, Vampire, Zauberlehrlinge. Hoffentlich wird das keine lahmarschige Harry-Potter-Fortsetzung.

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