Es gibt so Tage …

Da sitzen Sie hinter Ihrem Schreibtisch, den Kopf prall voll mit so einer total ekelhaften Personalangelegenheit, und plötzlich stürmt Ihr Sohn 2.0 das Büro. Sie sind erst mal wie vom Blitz getroffen, weil Sie den Sohn gerade noch vierhundert Kilometer südlich wähnten, fröhlich werkelnd an seinem Praktikumsplatz.
Während Sie noch versuchen, Ihr familiäres Ortungssytem mit der Realität auf eine Ebene zu bringen, erzählt er Ihnen mit flackerndem Blick, dass er einen Tag frei bekommen und spontan seine Kumpels besucht habe. Sie spüren: Da stimmt doch ‚was nicht. Und tatsächlich, er fährt fort: Ja, blöde Sache, er habe in der letzten Nacht sein Auto gegen einen Baum gesetzt, so ’ne Scheiße.
Und auf einmal sehen Sie es: Er hat ja lauter kleine Schnittverletzungen im Gesicht! Und seine linke Hand ist verbunden. Und was ist das für ein Plastikkärtchen an seinem Handgelenk? Sowas haben Sie doch schon mal im Krankenhaus gesehen?!
Himmel, was denn passiert sei, fragen Sie. Na ja, antwortet er, da sei auf einmal dieses Reh auf die Fahrbahn gelaufen. Das Reh sei schuld gewesen, auch wenn der Mediziner dann festgestellt habe, dass es wohl eher an den zwei Promillen gelegen habe. Da gefriert Ihnen das Blut in den Adern, weil Sie denken, das gibt’s doch nicht!

Und dann kommen Sie irgendwann spät nach Hause. Gramgebeugt. Sie sehen von draußen noch einen Lichtschimmer am Fenster Ihrer Tochter 3.0, steigen die Stufen hinauf, werfen Ihre Sachen in eine Ecke und klopfen an die Zimmertür der Tochter, irgendwie in der Hoffnung auf ein Trost spendendes, aufheiterndes Gespräch.
Sie öffnen die Tür und sehen sich völlig überraschend konfrontiert mit der Tochter, Ihrem Nesthäkchen, die im Halbdunkel mit dem Typen herumknutscht, der neuerdings gern zu Besuch kommt.

Geben Sie es zu, an solchen Tagen denken Sie doch auch: Langsam werde ich wohl alt …

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