Hellauf & Platz da! *

Mardi Gras 1977, von Bruce Gilden

Nun ist es mir also in diesem Jahr erstmalig gelungen, mich den Auswüchsen von Fasching, Fastnacht, Karneval & Co. vollständig zu entziehen. Größten Anteil an diesem Erfolg hat allerdings nicht etwa meine gefestigte Verweigerungshaltung sondern das sagenhaft be$(#!$$3n3 Wetter:
Seit Samstagabend regnet es pausenlos. Wobei das läppische Tätigkeitswort regnen nicht ausreicht, die Lebenswirklichkeit da draußen auch nur annähernd wirklichkeitsgetreu wiederzugeben. – Es kübelt, schüttet, gießt wie aus Eimern und sorgt dafür, dass Bedauernswerte, die aus dem Haus müssen, sofort instinktiv zu Schwimmbewegungen ansetzen, sobald sie der Umwelt ausgesetzt sind. Einige der Passanten, die ich durch die dichten Regenschlieren an den Scheiben erkennen kann, tragen Stirnlampen, deren LED-Schein durch die ganztägige Dauerdämmerung zu dringen versucht.
Auf dem Hof der Schule gegenüber meiner Dachterrasse ist eben ein Pumpwagen der Feuerwehr vorgefahren. Da ist wohl ein Keller vollgelaufen. – Helau & Alaaf!

Meinen Schilderungen können alle Leser unschwer entnehmen, dass das Bild da oben nicht im hiesigen Faschingstreiben entstanden ist. Es stammt vielmehr aus einer schönen, wenn auch vierzig Jahre alten Fotoserie von Bruce Gilden vom Mardi Gras in New Orleans, die ich unbedingt empfehlen möchte.
Wer sich mehr für das aktuelle Treiben interessiert, den schicke ich nach drüben ins Teestübchen von Herrn Trithemius, wo man nicht nur alles über das rasende Hannover im Konfettirausch erfahren sondern auch mein absolutes Lieblings-Karnevalsvideo ansehen kann, nämlich die köll’sche Version von Adeles Superhit Helau!

Während Ihr Euch dort vergnügt, schwinge ich schon mal ein in den grauen Seelenzustand, der spätestens ab dem morgigen Aschermittwoch für die nächsten vierzig Tage andauern wird.

All ab! *

~

*) zur Herkunft der Karnevalsausrufe (Update 12.2.2016: Siehe aber auch Diskussion in den Kommentaren weiter unten.)

12 Kommentare

  1. Mein etymologisches Wörterbuch hat einen Eintrag für alaaf aber keinen für helau. Kamelle steht übrigens auch nicht drin^^

    1. Na ja, die Dudenredaktion sitzt ja auch in Berlin. Dass die wenigstens Alaaf im Repertoire haben, ist schon fast eine kleine Überraschung ;-)

  2. Und das alles hat natürlich gaaaar nix mit Klimaerwärmung zu tun.
    Und wenn man dann noch fragt, woher die käme, dann hat das natürlich auch gaaaar nix mit jedem Einzelnen von uns zu tun.
    Alaaf und Hellau….ach Quatsch, is ja schon vorbei. Hab ich gar nicht mitbekommen, genauso wenig, wie das Treiben an sich.

    1. Am Aschermittwoch … ist alles vorbei … *verlässtschunkelnddenkommentarbereich*

  3. Also, die Anführung der Schwäbischen Bierbrauerdiät ermutigt mich dazu, mich ihr anzuschließen. Zumal der Wortmischer es schon einmal geschafft hat, damit zehn Kilogramm abzunehmen. Sie sind mir ab heute Vorbild, geschätzter Wortmischer!

    Was den Karneval oder Fasching betrifft … in Österreich tummelt sich das gemeine Volk am Faschingsdienstag vor dem Fernseher: Der ORF strahlt den „Villacher Fasching“ aus. Dabei gelingt es manchen Akteuren der Show tatsächlich brilliante Analysen der Gesellschaft und des politischen Ringelspiels auf die Bühne zu bringen. Und ich liebe den Kärntner Dialekt! – Solange ich ihn nicht täglich zu hören bekomme.

    1. Da bin ich mal gespannt! Sie berichten hoffentlich, wie das mit der Bierbrauerdiät vorangeht.
      (Mir selbst geht es dieses Jahr gar nicht ums Abnehmen, Gewicht und Bauchumfang sind völlig okay. Mein Schwerpunkt 2016 ist ein vierwöchiger Erholungsurlaub für die Leber. Man sagt ja, das schadet nicht, wenn man erst mal das halbe Jahrhundert voll hat.)

  4. Mein Wortschatz hat sich gerade um einen neuen Begriff erweitert: der Leberurlaub.
    Und Gratulation zum besagten Geburtstag! Sie haben also so wie ich einen Fünfer bekommen. Dabei bevorzugte ich in der Schule schon viel lieber die Einser!

    1. Der Fünfer ist ja schon ’ne Weile her ;-)
      Trotzdem danke für den Glückwunsch!

  5. Der Fünfer ist schon eine Weile her? Das irrietiert mich. Ihr Schreibstil kommt so frisch, so ungezwungen, so heiter daher, da hatte ich Sie eher zwischen 35 und 45 verortet. Jetzt kommen Sie mir spanisch vor *kicher*

    1. Da brauchen Sie bloß in mein „Whodunit“ zu sehen. Ich mache aus meinem Alter kein Geheimnis. Das hat nämlich mit dem Auftritt in Wort und Bild nur begrenzt zu tun, wie ich finde ;-)
      ¡Hasta la vista, chica!

  6. Jetzt aber noch mal zum Thema: zu den Karnevalsrufen. Über Alaaf trau ich mich nichts zu sagen, ich bin des Ripuarischen nicht mächtig; aber Helau von hellauf? Würde mich wundern. Im Westpfälzischen (also Pfalz, mittleres Rheinland, ein bißchen Saarland [Allez-hopp!] und allerhand Hessen [u.a. Ahoi!]) würde aus hellauf so was wie *helluff. Also, Helau muß von irgendwas anderem kommen; sind denn hier keine Linguisten anwesend?
    Ah, und Fotos: wunderbar!

    1. Du hast recht: Die im Beitrag verlinkte Quelle (wissen.de) wird andernorts widerlegt. Zum Beispiel in der Wikipedia oder von der FAZ. Allerdings widersprechen sich diese beiden Quellen zum Teil auch gegenseitig. Verwirrung aller Orten.
      Und dann wäre da ja auch noch das Wictionary mit alaaf und helau. Wer ’s glaubt, wird selig.

      Mein Verdacht: Narren lassen sich nicht wissenschaftlich erforschen! (Und die Aussprache leidet bekanntlich zunehmend mit Annäherung an den Aschermittwoch.)

Kommentare sind geschlossen.

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