War früher gang und gäbe: Wer an der Ladenkasse ein paar kupferne Pfennige Wechselgeld zurück bekam, steckte die Münzen in ein Sparschwein auf dem Tresen; das Angesparte spendete der Händler irgendwann für wohltätige Zwecke. Sagte er zumindest.
Der Plastikkartenzahler bekommt heutzutage ja keine Kupfermünzen zurück, kann aber seit März nun auch aufrunden und damit Gutes tun: Deutschland rundet auf und spendiert bei Kartenzahlungen jedes Mal ein paar Cent, die in soziale Projekte gesteckt werden.
Die Idee hat auf den ersten Blick ‚was. Wer aber genauer hinsieht, stößt rasch auf Ungereimtheiten. Einer der Handelspartner, bei dem Deutschland aufrunden kann, ist die Billigklamottenkette KiK. Auf der Aufrunder-Website schreibt KiK: „So viele namhafte Einzelhandelsunternehmen unter einem Dach und mit der Mission, Gutes zu tun. Da darf KiK mit seinen 2.600 Filialen in Deutschland nicht fehlen.“
Mindestens im Fall von KiK ist die Sache mit dem Guten ein reines Lippenbekenntnis. Der Verdacht, sich hier kostenfrei ein Saubermann-Image zulegen zu wollen, liegt nicht nur nahe, sondern wird Gewissheit, wenn man sich die Skrupellosigkeit der Unternehmensführung ansieht.
Verrückt oder schizophren: KiK beutet Mitarbeiter und Zulieferer nach Strich und Faden aus und wirbt gleichzeitig mit einer nur allzu durchsichtigen Gutmenschen-Mission.
Traurig daran ist, dass die Heuchelei im Falle KiKs offensichtlich ist, bei anderen Aufrunde-Partnern aber bestenfalls vermutet werden kann. Wieviele Missionare da wohl noch unterwegs sind und nach außen Kutte tragen, während sie hintenrum die Menschheit ficken?