Hasta la vista, BCN

Nachts, wenn es sauber wird

Danke für alles, Barcelona, Du olle Zuppe. Es war wieder schön mit Dir, und ich hab Dich auch gleich wiedererkannt. Zum Beispiel am Riesen-Getöse, das nachts auf Deinen Straßen herrscht. Damit meine ich nicht Rasenmäher-Moppets oder Rumpel-Laster, sondern Deine Saubermänner von der neteja, die täglich ab Mitternacht die Mülltonnen vor der Haustüre leeren und einmal wöchentlich die Straßen abspritzen, um die ganze Hundekacke unter die parkenden Autos zu schubsen und den Nachtschwärmern ein paar frische Beine zu verpassen.

Apropos, es ist kaum zu glauben, wie viele Hundebesitzer es in einer derartig engen Stadt neuerdings gibt. Und was für Riesenkläffer das sind! Wie machen die Leute das? Lassen sie den Viechern die Luft raus, bevor sie ihre winzigen Wohnungen betreten? Ein Mysterium …

Und noch etwas habe ich entdeckt, was es früher nicht gab; also, überhaupt ganz und gar nicht gab: Fahrräder.
Ich erinnere mich an diesen einen Morgen im April 1990, an dem ich mit meinem Fahrrad zur Arbeit fuhr. Die Fahrt habe ich nur mit Glück überlebt und dabei eine ganze Menge neuer Schimpfwörter gelernt, mit denen mich Autofahrer aus geöffneten Fenstern bedachten, während sie hupend und im Zentimeterabstand an mir vorbeirauschten. Nach dieser einzigartigen Fahrt stand das Rad jahrelang unberührt in der Firmengarage, bis es mir schließlich ein Kollege als Geschenk für seine Schwester abkaufte.

BiCiNg an der Plaza España

Heute gibt es gefühlt an jeder Ecke der Stadt diese BiCiNg-Stationen, an denen die Einwohner Fahrräder für Stadtfahrten ausleihen können. Die erste halbe Leihstunde ist kostenlos, danach zahlt man fünfzig Cent für dreißig Minuten. Und die Leute nutzen das Angebot tatsächlich! Außerdem gibt es auf vielen Straßen ausgewiesene Fahrradspuren, was einerseits zwar Erlernmöglichkeiten von Beschimpfungen einschränkt, andererseits jedoch die Überlebensrate für Radler steigen lässt. – Du wirst doch nicht etwa umweltfreundlich werden, olles Barcelona?

Ja, Du bist internationaler geworden, Barcelona. Ausländer, die kein Wort Spanisch sprachen, waren früher häufig aufgeschmissen. Es war oft schwierig, jemanden anzutreffen, der einem zum Beispiel auf Englisch weiterhelfen konnte. Das hat sich drastisch geändert. Inzwischen formulieren ja sogar die Hausbesetzer hinter der Touristenattraktion des Parc Güell ihre Kritik in english.

Ocupa y resiste

Internationales Flair im Widerstand! Wo soll das nur enden?

Aber damit Dir nicht der Kamm schwillt vor Stolz, muss ich schon auch noch auf eine peinliche Entdeckung hinweisen, die ich an der Fassade einer dieser neuen Chinesenbars gemacht habe. Bisher dachte ich ja, dass Deppenapostrophe eine deutschsprachige Genitiv-Spezialität insbesondere im Fällen wie „Gabi’s Frisurenstube“ sind. Weit gefehlt, liebe Leut‘!
Droben, oberhalb der Diagonal im Ortsteil Gràcia an der Ecke Travesera und Passeig de San Joan betreibt ein gewisser „Carlo’s“ seine Sandwicheria. – Mensch, Kalle!

Deppenapostrophe im Ausland!

Adiós, Barcelona, bleib wie Du bist bis zum nächsten Mal!

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