Großkampftag

Voodoo an der Käsetheke

Es ging heute Morgen schon gut los im Supermarkt. Die Fleischfachverkäuferinnen trugen indianische Kriegsbemalung im Schland-Style auf den Wangen und bearbeiteten französische Käsespezialitäten mit westafrikanischen spirituellen Praktiken. Ich brauche Serranoschinken, Manchegokäse, Eier, Kartoffeln und Stangenweißbrot für pan con tomate. Heute Abend ist Großkampftag in der Wortmischer-Arena: um sechs spielen die Deutschen und anschließend um neun die Spanier.

#GERNIR hört sich eher nach einem kriegerischen Gott der Asen an als nach einer Fußballbegegnung; nach so einem Trollkörprigen, der einhändig mit einer riesigen Doppelstreitaxt gemeine Sterbliche scheitelt. Diese Vorstellung gibt dem allgegenwärtigen Gerede über Gernir einen besonderen morbiden Reiz.
(Bei der Aussprache von #ESPCRO hingegen läuft man Gefahr, die eigene Zunge zu verschlucken. Wahrscheinlich redet hier deshalb niemand über die zweite Partie des Tages.)

Ortstermin, 18.30 Uhr: Ein vergrätzter und ziemlich regenfeuchter Wortmischer trifft verspätet zu Hause ein, wo er von Herrn und Frau McMahon* und Frau Annette jubelnd empfangen wird. Deutschland führt 10:0! … Ach nein, doch nicht. Deutschland hat locker zehn todsichere Torchancen komplett versemmelt.

Zeitgleich bringt ein Nachbar vorbei: ein Päckchen von Frau Lakritze, die einen freundlichen Gruß schickt; eine Hand voll Trüffelpralinen aus Italien (ist das etwa eine sportliche Anspielung?) und einen Allesöffner!

Der Allesöffner!

„Woher weiß die Dame, dass Du mehr Schwielen an der rechten Hand hast als ein albanischer Schwarzarbeiter?“, fragt Frau Annette verblüfft, aber ich winke ab und herzlich dankend hinüber zu Frau Lakritze. Danke sehr, das Ding funktioniert ja sagenhaft gut. Gurkengläser werden künftig kein Hindernis mehr für mich sein ;-}

Frau Annette stößt an

Stärkster Mann auf dem Platz im Deutschlandspiel: Der irische Torhüter Michael McGovern.
Ein Minikommentar zum Rest des Spiels, denn Löw und Boateng haben sowas von recht: Was für eine gnadenlos ineffiziente Sturmtruppe. Gegen einen anderen Gegner als die fröhlichen aber drittklassigen Nordiren wären die Deutschen heute zweifel- und hoffnungslos abgesoffen wie einst Käpt’n Ahab am Harpunenseil. Vollkommen unerklärliche Jubelchöre aus der TV-Kommentatorenecke. Hätte ich dem deutschen Team heute ein Arbeitszeugnis zu tippen, es stünde drin: Sie waren stets bemüht.

War da noch was? Spanien gegen Kroatien? Pst, sagt bitte nichts. Der Wortmischer sitzt dort hinten in der Ecke und weint leise in sein Fabregas-Trikot.

P. S.: Mir gefällt die Unterhose von Michel Platini.

*) Künstlernamen. Pseudonyme. Weil unüberhörbare Affinität zu Irland vorhanden.

7 Kommentare

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