Nabelschau im Blindflug

Ich stelle eine These in den Raum: Alle Internetz-Schreiberlinge interessieren sich dafür, welche ihrer Beiträge bei der Leserschaft am besten ankommen. Logisch, man will ja wissen, was andere gut finden und was sie weniger interessiert, allein schon wegen der Eitelkeit. Oder etwa nicht?

Ziemlich häufig abgerufene Texte sind auf dem Wortmischer-Blog die Beiträge zum *.txt-Projekt von Dominik. Das freut mich, ehrlich. Weil ich nämlich in diese Texte mehr Energie und Zeit investiere als in andere, spontanere Wortausbrüche. Besonders meine Erinnerungen an frühere Exzesse scheinen es den Lesern angetan zu haben, wenn man den Aufrufzahlen Glauben schenken darf.

Was ich jedoch nicht verstehe, sind die Hintergründe für den beliebtesten Beitrag aller Zeiten und für den meist-gegoogelten Suchbegriff:

Der mit Abstand meistgeklickte (ich schreibe jetzt ganz bewusst nicht „meistgelesene“) Beitrag ist ein – wenn ich ehrlich bin: nichts sagender – Text über die TaTa Tops, über ein provokatives Kleidungsstück, das eher US-amerikanische Prüderisten aus der Reserve als Leser in den Wortmischer-Blog locken sollte.

Ebenfalls unverständlich bleibt mir der um Längen führende Google-Suchbegriff, über den Besucher angeblich bei mir landen, wenn die Statistikfunktion nicht kaputt ist. Das Wort „Erekti*n“ habe ich bisher in keiner meiner Veröffentlichungen verwendet.

~

Die Wege des Herrn sind unergründlich. Besonders wenn der Herr sich in der Schwarmintelligenz der rastlosen Internetgemeinde manifestiert …

Lieblinks (9)

Ich wage eine Selbstprognose: Belletristik wird mir über kurz oder lang noch wichtiger werden, als sie es ohnehin schon ist. Grund dafür sind die verfluchten – pardon my french – Dauerbrenner rund um den Themenkomplex #refugeeswelcome. Ich mag es nicht mehr sehen, oder hören, oder lesen; es kotzt mich an, wie Menschen mit Menschen umgehen, und es fällt mir verdammt schwer zu verstehen, wie man sich an historische Bewegungen klammern kann, die erwiesener Maßen gegen die Wand gefahren wurden.

Aber es gibt trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen zwei Blogpostings, die ich jedem ans Herz legen will, auch wenn sie oder er so wie ich längst den Kanal voll hat. Der von mir sehr geschätzte (und leider verstummte) Horst Prillinger bricht das Schweigen in seinem Blog und erklärt uns die Situation in Österreich, ohne Pathos und ohne Beschönigung. (Update 2.9.2015: Horst schreibt dann auch noch von der ungewollten Unehrlichkeit. Ja.)
Frau Kittykoma hat eine ähnlich tief gehende Analyse für das Kernland Dunkeldeutschlands parat. Lesen Sie das – und auch die darunter stehenden Kommentare!

Und wenn Sie dann endgültig genug haben von der Welt und der ganzen Sch€!$$3, dann entspannen Sie sich mit ein paar musikalischen Vögeln. (Und ich geh jetzt hinaus in den Winter …)

~

Meine Lieblinks (8)

Alles hat ein Ende

Warten auf die Temperaturstürze

Halten Sie durch, Frau Nachbarin. Die Erlösung kommt. Exklusiv für Sie. Ich weiß es. Weil …

… ich habe nämlich letzte Woche endlich ein vernünftiges Tischlein für die Dachterrasse der Turmwohnung entdeckt und bestellt. Das wird morgen geliefert. Wäre es nicht sagenhaft, wenn dieser Tisch noch seinen sommerlichen Zweck erfüllen könnte? Eine oder zwei Wochen vielleicht noch?
Außerdem, und auch das können Sie nicht wissen, hatte mein fahrbarer Untersatz pünktlich zu Anfang des glutheißen Hochsommers eine kleinere Havarie in Form eines korrodierten Benzintankes erlitten. Und genau heute hat der Schrauber meines Vertrauens das Maschinchen wieder frisch gelötet, putzmunter und hummelbrummend bei mir auf den Hof gestellt. Wäre es nicht allzu ungeheuerlich, wenn ich noch ein paar trockenheiße Reiserunden auf dem Zweirad drehen könnte, bevor es wieder in winterlicher Versenkung verschwinden muss?

Sie ahnen es: All das wird nicht passieren. – So, do not fear, draußen ziehen schon die ersten dicken Wolken über den Taunuskamm, hinunter in Richtung Frankfurt, und ich sammle jetzt die Sitzkissen von Bänkchen und Sesselchen, trage den Sonnenschirm nach unten in die Gruft.

Morgen beginnt der Herbst, und ich freue mich auf neue, inspirierte, novemberregnerische Blogpostings.

*schluchz*