Strafverschärfend

Strafverkürzung durch frühen Tod nach Herzverfettung?

Wie aus gut unterrichteter Quelle zu vernehmen ist, geht der Strafvollzug in diesem unseren Lande neue Wege, um einer möglicherweise drohenden Überbelegung deutscher Knäste vorzubeugen. Bergisch Gladbach ist seit Anfang des Monats so etwas wie ein Test-Guantanamo auf teutonischem Grund und Boden: Untersuchungshäftlinge werden dort mit Waterboarding Fast Food an Stelle des zuvor angereichten Krankenhausfraßes angefixt.

Natürlich wissen wir, dass die schweren Jungs und leichten Mädels sich wie Wölfe auf das Essen stürzen werden. Und ein paar Jahrzehnte später erliegen sie dann den Spätfolgen einer Herzverfettung. – Frühe Abgänge, geringere Unterhaltskosten, weniger Rückfalltäter!

Ein wahrhaft diabolischer Plan!

Rumpelstilzchen in der U-Bahn

Rumpelstilzchen

19 Uhr, U-Bahn-Linie 3 in Richtung Frankfurter Innenstadt. – Protagonisten: Rumpelstilzchen, Margarete Stokowski, Conan der U-Bahnpilot, Herr W. – Etwa 10 Statisten ohne Text.

Haltestelle weit draußen im Randbezirk, der Waggon ist fast leer. Ich sitze allein in einer Vierergruppe, hinter mir zwei junge Kerle, mir gegenüber ganz vorne im Wagen eine entschlossen wirkende Dame, deren Gesicht mich an Margarete Stokowski erinnert. In dem Moment, als sich die Wagentüre zu schließen beginnt, wirft sich noch ein weiterer Passagier in den Spalt und springt auf den allerletzten Drücker in den Waggon.
„Dankeee!“, ruft er lauthals in Richtung Fahrerkabine und lässt sich dann in die Sitzgruppe auf der anderen Seite des Gangs fallen. Er wirft einen prallen Rucksack auf die Bank gegenüber und legt gleich mal beide Füße auf das Polster daneben.
Der Kerl, Typ ausgemergelte Trockenpflaume, muss Ende vierzig, Anfang fünfzig sein, trägt eine Strickmütze, fleckigen Parka und dunkelbraune Cordhosen. Ein Unterschenkel samt Fuß steckt in einer grauen Plastik-Beinschiene. Er wirkt rastlos, scannt mit zwanghaft zwinkernden Augenlidern den ganzen Waggon.

Rumpelstilzchen, denke ich. Das ist Rumpelstilzchen!

~

Rumpelstilzchen (springt auf und humpelt durch den Gang nach hinten): „Ey, hat jemand ’ne Kippe für mich?“

Nach ein paar Minuten taucht er mit einer Zigarette zwischen den Lippen wieder auf und lässt sich erneut auf den Sitz gegenüber seines Rucksackes fallen. Schnick! Schnick! Das Feuerzeug braucht ein paar Drehungen am Rädchen, bis eine Flamme herausspringt. Dann qualmt die Zigarette und Rumpelstilzchen dampft den Waggon voll.

Die Stokowski: „He! Machen Sie sofort die Zigarette aus. Hier ist Rauchen verboten!“

Rumpelstilzchen (qualmt ungerühr weiter): „Mach dir nich‘ ins Hemd, Mädchen.“

Die Stokowski (dreht sich um und klopft an die Scheibe zur Fahrerkabine): „Hallo? Hier drin raucht jemand!“

Rumpelstilzchen (drückt genervt die Kippe auf der Sitzschale aus): „Olle Petze.“

Die Stokowski: „Sie sind hier nicht alleine.“

Rumpelstilzchen: „Olle Petze, olle Petze. Du bist so hässlich wie die Nacht finster.“

Stille. Die Stokowski schaut demonstrativ in eine andere Richtung.

Rumpelstilzchen: „Du bist so eine blöde Petze. Wenn du keine Hosen anhättest, wüsste man gar nicht wo dein Gesicht und wo dein Arsch ist.“

Stille.

Rumpelstilzchen (zündet die Kippe erneut an): „Blöde Petze. Meinst du, mich kümmert, was du mit dem Arsch sagst?“

Herr W. (bekommt Blutdruck, erhebt sich und macht zwei lange Schritte nach nebenan): „Hör zu, Rumpelstilzchen, Du schaltest jetzt sofort auf lautlos. Und wenn die Kippe nicht in fünf Sekunden aus ist, dann drück ich Dir die Glut auf Deinem Arsch aus.“

Rumpelstilzchen wird blass, drückt die Zigarette aus und beginnt, Unverständliches vor sich hin zu murmeln. Die nächsten zehn Minuten blickt er immer wieder ängstlich zu Herrn W., bis dieser aussteigt. Die Stokowski verlässt ebenfalls den Waggon.
Als die Bahn wieder anfährt, sieht Herr W., wie Rumpelstilzchen erneut die Kippe in Brand setzt.

Sekunden später legt die U-Bahn eine Vollbremsung hin. Durch die Fenster sieht man, wie eine hünenhafte Gestalt auf Rumpelstilzchen zugeht. Die Türe öffnet sich, und Conan der U-Bahnpilot setzt Rumpelstilzchen an die Luft.

Die Stokowski (zu Herrn W.): „Leute gibt’s … Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt hat.“

Herr W.: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“

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Zeichnung: Philipp Grot Johann, 1893

Geburtstage

Ganze fünf Jahre alt ist Google Play gestern geworden! – Fünf Jahre? Google Play? Was ist das und wieso halte ich das für bemerkenswert? Na ja, wenn ich ehrlich bin, interessiere ich mich nicht die Bohne für Geburtstage von Firmen. Ich erwähne den Jahrestag nur deshalb, weil Google zu diesem Anlass ein paar Listen zu den meistgenutzten Angeboten der vergangenen fünf Jahre veröffentlicht hat. Diese Listen legen allerdings unbedingt den Verdacht nahe, dass mich das Leben abgehängt hat:

Top-5-Smartphone-Apps *

  1. Facebook (Weiche von mir, Satan!)
  2. Facebook Messenger (dito)
  3. Pandora Radio (Wassen das?)
  4. Instagram (Oh ja, kenn ich. Langweilt mich.)
  5. Snapchat (Weiche von mir, Beelzebub!)

*) Nur Android, nur downloads ohne Vorinstalltionen

Top-5-Bücher

  1. 50 Shades of Grey (Bitte nicht … Aua!)
  2. Die Tribute von Panem (Wein her, das ist zum Weinen!)
  3. Das Lied von Eis und Feuer (Schnarch!)
  4. Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Oh ja, kenn ich. Muss aber nicht sein.)
  5. Gone Girl – Das perfekte Opfer (Die Ehe ist ein langer Betrug? Weiß ich doch längst.)

Top-5-Musikalben

  1. Adele – 25 (Okay, das gefällt mir wirklich gut!)
  2. Eminem – The Marshall Mathers LP2 (Eminem? Dann ja lieber noch Modern Talking Helene Fischer Monika Martin.)
  3. Taylor Swift – 1989 (Akustische Weichspülung gefällig?)
  4. Drake – If You’re Reading This It’s Too Late (Drake? Dann ja lieber noch Eminem.)
  5. Kendrick Lamar – To Pimp A Butterfly (Super Albumtitel. Und die Musik? … Ach, das ist Musik?)

(Noch mehr Google-Top-5? Bitte hier entlang.)

~

Was wollte ich sagen? Ach ja: abgehängt. Hat mich das Leben abgehängt? Ist es nicht ein bisschen peinlich, dass mir so gut wie nichts von den Dingen gefällt, die eine breite Mehrheit interessieren? (Sorry, Adele. Du bist natürlich eine Ausnahme.)
Wahrscheinlich ist das eine Frage des Alters. Schließlich ist heute ja auch mein Geburtstag.

Here’s tae us
Wha’s like us?
Gey few, and they’re a‘ deid.
Neil, ein Freund & Scotsman from Dundee, gestern Abend, Schlag Mitternacht

Pubergetöse

~ oder: Ice Bucket Challenge reloaded ~

Aufenthaltsorte im Winter?

Frau N. schreibt einen wunderbaren Bericht über Mademoiselle, das Pubertier im gemeinsamen Haushalt. Und obwohl meine Tochter 3.0 mit siebzehneinhalb einige Jahre älter ist als Mademoiselle, stelle ich doch Gemeinsamkeiten fest. Ich bezweifle, dass dies der Frau N. ein Trost sein wird: Die Sache mit dem Aufräumen, unmittelbar nachdem eine Tätigkeit beendet wird, hat auch meine beinahe volljährige Tochter noch nicht verinnerlicht. (Allerdings verfolge ich eine alternative Erziehungstaktik: Ich lasse alles schweigend stehen und liegen, wie es ist, und weise erst gegen elf, wenn Töchterchen ins Bett strebt, darauf hin, dass sie doch bitte noch einmal mit wachem Blick durch die Wohnung gehen solle. Das kostet sie dann meist noch eine Viertelstunde, bis der Wohnungszustand wieder okay ist.)

Diese Blindheit für ihre Umgebung führe ich darauf zurück, dass ihr Gehirn in keinem Augenblick mit der Aktualität beschäftigt ist. Während sie Dinge tut, sozusagen wie ein programmierter Vollautomat erledigt, ist sie gedanklich bereits Stunden weiter. Bei der anstehenden Fahrstunde vielleicht. Der Party am Wochenende. Oder bei ihrem Freund. Oder was weiß ich denn.

Wie ich auf diese These komme, fragen Sie? – Nun, letzthin erlebte ich an eigenem Leib, wie Übersprungshandlungen im Hirn meiner Tochter ablaufen:

Wir hatten gekocht. Bratwürste mit Kartoffelbrei. Der Dampf waberte durch die Wohnung, und so öffnete ich die Balkontüre, um für klare Sicht zu sorgen. Dabei telefonierte ich und trat zur Eigenlüftung hinaus vor die Türe. In diesem Augenblick sprintete Tochter 3.0 heran und verabschiedete sich wie immer in höchster Eile; die Bahn! Sie fährt völlig überraschend schon in zwei Minuten! Zur letzten Fahrstunde vor der Prüfung! Schnell, schnell, schnell!

Ich winke ihr kurz zu, zeige Daumen nach oben – ich habe verstanden – und wende mich wieder meinem Telefongespräch zu. Als ich aufgelegt habe und mich umdrehe, um in die Wohnung zurückzukehren, ist die Balkontüre geschlossen. Von innen verriegelt. Soso. Aha.
Ich lobe kurz den Herrn, dass er mich vorsorglich mit dem Telefon in der Hand hinaus in den Winter geschickt hat. Denn ohne diesen Rettungsanker bliebe mir jetzt nichts anderes übrig, als aus dem vierten Stock an der Regenrinne nach unten zu klettern, um nicht binnen weniger Minuten zu erfrieren.
Ich rufe also hektisch wohlüberlegt mehrere Menschen an, deren Telefonnummern in meinem Apparat gespeichert sind. Viele sind das nicht, da ich selten über Festnetz telefoniere. Leider erreiche ich kaum jemanden, und erst nach langem Hin und Her setzt sich Tochter 1.0 am anderen Ende der Stadt in Bewegung, die über einen Ersatzschlüssel verfügt. Nach vierzig Minuten Eishölle im Hemd auf dem Balkon werde ich erlöst. Ich habe jetzt einen ganz anderen Blick auf die Flüchtlingstrecks aus dem Osten, vor siebzig Jahren, im Januar 1945. Außerdem weiß ich, dass ich im Fall des Falles von der rechten Schulter her erfrieren werde.

Und last but not least: Ab sofort habe ich immer ein waches Auge auf den Aggregatzustand von Tochter 3.0. – Ist sie müde? Panisch? In heller Freude? Dann ist höchste Alarmstufe geboten. Frauen und Kinder bitte in den Luftschutzkeller, und ich verbarrikadiere mich im Badezimmer. Mit ausreichend Proviant, Bier und Lesestoff versehen. Und einem Parka für den Notfall. Nur für den Fall, dass der Nachwuchs in einem Anfall geistiger Umnachtung die Zentralheizung abschaltet, bevor sie geht.

Gotcha! – Ein irrer Trip

It has been your choice!

Ich wünsche den Kräften des Widerstands Durchhaltevermögen, Besonnenheit und kluge Streiter.
Frau Lakritze

Ich hätte nicht gedacht, dass er mich doch noch erwischt. Seit der Veröffentlichung meines verrückten Albtraumes über Trump hatte ich mir fest vorgenommen, nicht auch noch als dreihundertfünfundneunzigtausendster Privatblogger auf ihn hereinzufallen und mit Donald-Bashing eine weitere kleine Bühne für seine frechen Auftritte zu eröffnen. Doch nachdem ich gestern ein sehr gefasstes, aber treffsicheres Lamento der geschätzten Nachbarin Frau Lakritze gelesen habe, für das sie die Kommentare abgeschaltet hat, um nicht ähnliche Troll-Attacken zu erleiden, wie ein ihr verbundenes Blog, habe ich beschlossen, doch etwas zu sagen, Position zu beziehen und eindeutig Stellung zu nehmen.

My favorite Fake President
Take one. It’s free!

Das System Trump ist gefährlich wie eine frei schwingende Abrissbirne: Sie kann jeden erwischen, der ihr zu nahe kommt. Trump selbst ist gefährlich und mit ihm alle, die ihn steuern. Gerade wir Deutschen, die wir auf eine unrühmliche Vergangenheit mit einem regierenden Despoten zurück blicken, sollten gerade heraus sagen, was wir denken. (Ja, ich weiß, das ist eine abgedroschene Floskel. Aber für mich hat sie nach wie vor Gültigkeit.)

Ich möchte mich unbedingt Wort für Wort Frau Lakritze anschließen, siehe Zitat ganz oben unter dem Titelbild. Ich drücke allen die Daumen, die sich nicht für dumm verkaufen lassen, die nicht kuschen sondern dagegen halten.

[lightgrey_box]Diverse Anmerkungen:

  1. Die Kommentare zu diesem Beitrag halte ich bis auf Weiteres einmal offen. Mal sehen, ob ich dabei bleiben kann, ohne mich schwarz zu ärgern.
  2. Der Titel dieses Beitrags gehört ursprünglich zu einer US-amerikanischen Actionkomödie aus den Achtzigern. Ein sehr lustiger Streifen, der allein schon deshalb nichts mit Donald Trump zu tun hat.
  3. Die Links auf Seiten zum Thema (siehe unten) ergänze ich auch künftig, da ich befürchte, dass es da immer mehr Wichtiges nachzulesen geben wird.
  4. Die Grafik mit meinem Lieblings-Fake-Präsidenten ist von mir und darf gerne mitgenommen und ohne Einschränkungen anderswo veröffentlicht werden. Willkommen im Club. Take one. It’s free!

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Bemerkenswerte Links zum Thema (letzte Aktualisierung: 27.3.2017)

Beigisierung

Beigisierung

Zumindest etwas Gutes bringt die neue US-Präsidentschaft doch mit sich: Dank der trumpschen Schreckensfrisur reagieren viele Männer geschockt und überprüfen vorsichtshalber einmal ihre eigene Außenwirkung. Das kann auf gar keinen Fall schaden, da wir ja ab einem bestimmten Alter (und insbesondere als Männer) zur Beigisierung neigen.

WählscheibentelefonDie Gründe, warum sich Menschen mit beigen Stoffsäcken kleiden, sind weitgehend unbekannt; auch wenn die Filmemacherin Sylvie Hohlbaum bereits im Detail der Frage nachgegangen ist, warum ältere Menschen verbeigen.
Persönlich glaube ich ja, dass es eine Reminiszenz an gute alte Zeiten ist, die glorifizierende Erinnerung an den Fernsprechtischapparat 611, die „Graue Maus“ unter den Wählscheibentelefonen. In Zeiten von Schubstelefonen von Apple oder Samsung würde so mancher noch einmal liebend gern seinen Finger in die Löcher einer Wählscheibe stecken. Weil das aber nicht geht, außer im Technikmuseum, trägt der alternde Mensch eben ersatzweise bahamebeige Kleidung.

Glücklicherweise bin ich selbst bislang einer Infektion durch den Virus der Beigisierung entgangen, obwohl ich langsam aber sicher auch in die Hochrisiko-Gruppe hinein wachse.
Ich leide allerdings an einem anderen Makel, den Frau A. nicht müde wird, mir beinahe täglich vorzuhalten. Ich trage fast ausschließlich Jeans. Also nicht die modischen, fast ins Weiße ausgebleichten, bereits ab Werk mit Rissen und Löchern versehenen. Sondern die guten alten dunkelblauen, die man ein paar Mal nicht gemeinsam mit anderen Kleidungsstücken waschen sollte. Allerdings habe ich die im Fachhandel für Best Ager gekauft, weshalb sie nicht aus normalem Denim-Stoff gefertigt sind sondern aus einer Stretch-Mischung. Warum ich das gemacht habe, weiß ich nicht mehr. Meine Körpermaße haben keine Hosenweitung in verschiedenen Haltungsvarianten nötig. Trotzdem sind meine Jeans dehnbar. Das Dumme daran ist, dass die Hosen zwar nach dem Waschen einigermaßen eng sitzen; nach ein paar Tagen allerdings wie drei Nummern zu weit an mir herumschlabbern.
Damit, so Frau A., sähe ich aus wie ein frühverrenteter Inkontinenzwindel-Träger. Für den Fall, dass ich zu den Hosen noch eine beige Funktionsjacke mit zehn Innen- und Außentaschen anschaffe, droht sie mir Schläge an. Oder die Trennung. (Also falls ich einmal nicht mehr will, weiß ich, wie ich es anstelle.)

Das Alter hält Fallstricke für die Menschen bereit, die man vor dreißig Jahren nicht für möglich gehalten hätte. – „Immer wachsam!“

Immer wachsam! (Mad Eye Moody)